Hornussen: Infos zur Geschichte, dem Spielfeld und den Regeln des Schweizer Nationalsports
Das Hornussen ist ein jahrhundertealter Schweizer Mannschaftssport und reiht sich gemeinsam mit dem Schwingen und dem Steinstossen in die Riege der Schweizer Nationalsportarten ein. Das dynamische und spannende Spiel begeistert rund 6000 aktive Hornusser sowie viele interessierte Zuschauer bei den lokalen und nationalen Veranstaltungen. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Herkunft des Hornusser-Sports, die Regeln und das Spielfeld. Ausserdem erklären wir, welche Voraussetzungen du mitbringen solltest, wenn du selbst Hornusser werden möchtest.
Hornussen: Allgemeines und Werte des Spiels
Das Hornussen ist in der Schweiz vorwiegend in den Kantonen Bern, Solothurn, Aargau und Luzern verbreitet. Der Begriff leitet sich vom schweizerischen Wort „Hornen“ oder „Hurnen“ ab. So wird das Geräusch beschrieben, das das Schlagobjekt macht, wenn es über das Spielfeld fliegt.
Beim Hornussen geht es darum, die gegnerische Mannschaft durch Kraft, Schnelligkeit und Mut auf dem Spielfeld zu besiegen. Das Spiel kommt dabei, im Gegensatz zu anderen Sportarten wie American Football, ohne direkten Körperkontakt aus.
Der Mannschaftssport verbindet Einzelleistungen mit Teamarbeit und eignet sich für alle Altersklassen. Neben dem generationenübergreifenden Miteinander spielt auch die Gleichberechtigung im Spiel eine wichtige Rolle. Sowohl Männer als auch Frauen können Hornusser werden und jede Spielposition einnehmen.
Hornussen: Regeln und Spielfeld erklärt
Beim Hornussen treten zwei Mannschaften von 16 oder mehr Spielern gegeneinander an. Die Grösse des Teams ist abhängig von der Stärke der Spieler. In den Stärkeklassen 1 bis 4 gibt es mindestens 18 Spieler pro Mannschaft, in den Stärkeklassen 5 bis 8 mindestens 16 Spieler. Insgesamt werden zwei Durchgänge gespielt. Dabei wechseln die Teams während jedes Durchgangs einmal zwischen Angriff (Schlagen) und Verteidigung (Abtun).
Beim Schlagen versucht ein Spieler den Hornuss bzw. Nouss (Schlagobjekt) so weit wie möglich ins Ries (Spielfeld) zu schlagen und erhält dafür Punkte. Ab einer Weite von 100 m sind über die gesamte Länge des Ries Ziffern auf dem Boden markiert. Diese stehen für die Punkte, die der Spieler bekommt. Ab 100 m gibt es einen Punkt und alle zehn Meter gibt es jeweils einen weiteren Punkt (z. B. 4 Punkte für 140 m). Pro Durchgang darf jeder Spieler des Teams bis zu dreimal schlagen. Davon werden zwei Versuche gewertet.
Das Ries ist oft bis 350 m lang. Damit der Hornuss darauf besonders weit fliegt, muss schon beim Schlagen einiges beachtet werden, um die Flugbahn positiv zu beeinflussen. Wenn der Schläger den Nouss zum Abschlag platziert, muss er sowohl seine Schlagtechnik als auch die Windverhältnisse berücksichtigen.
Wenn der Hornuss über das Ries fliegt, versucht die gegnerische Mannschaft gemeinsam, ihn abzutun, bevor er auf dem Spielfeldboden aufkommt. Dazu sprinten sie über das Ries und verwenden eine Schindel, um den Hornuss abzufangen. Dabei sollte sich das Team gut koordinieren, um sich ideal auf dem Feld zu verteilen. Da der Hornuss oft mit über 100 km/h heranfliegt, hat die Mannschaft nur wenige Sekunden zum Abtun Zeit. Wenn der Hornuss auf dem Ries zu Boden fällt, bevor ein Spieler der Mannschaft ihn abtun konnte, bekommt das Verteidigungsteam eine Nummer.
Gewinner des Spiels ist die Mannschaft mit den wenigsten Nummern. Das bedeutet, dass dieses Team die meisten Hornussen abgetan hat. Bei einem Gleichstand gewinnt die Mannschaft, deren Spieler die besten Einzelleistungen erbracht haben. Sonst fliessen die Punkte für die Einzelleistungen nicht in die Teambewertung ein.
Hornussen: Geschichte des traditionellen Mannschaftssports
Hornussen sollen die Schweizer bereits im 16. und 17. Jahrhundert betrieben haben, damals allerdings noch nicht als Sport. Stattdessen war es ein heidnischer Brauch, vom Berg aus brennende Holzscheite ins Tal zu schlagen, um sich vor Geistern zu schützen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein Spiel, das bei den Menschen immer beliebter wurde. So fand der erste Wettbewerb im Hornussen im Jahr 1655 statt. Im 19. Jahrhundert fand das Spiel besonders bei Bauern grossen Anklang. Auf den abgeernteten Feldern traten sie gegeneinander an, um ihre Kräfte zu messen und Streitigkeiten zu schlichten.
Welche Voraussetzungen brauche ich als Hornusser?
Je nach Spielposition verlangt das Hornussen unterschiedliche Fähigkeiten. Beim Schlagen sollen möglichst viele Punkte erreicht werden. Deshalb sind hier diese Voraussetzungen wichtig:
Konzentrationsfähigkeit, um sich genau auf den Hornuss und den Schlag zu fokussieren
Präzision, um den Hornuss an der richtigen Stelle zu treffen
Beweglichkeit, um optimal zum Schlag ausholen zu können
Kraft, um den Hornuss besonders weit fliegen zu lassen
Beim Abtun sollten die Spieler diese Eigenschaften mitbringen:
gute Sehkraft, um den heranfliegenden Hornuss schon von weitem zu erkennen
Reaktionsfähigkeit, um innerhalb weniger Sekunden in die Richtung des Hornuss zu laufen
Kondition, um über das Ries zu sprinten
Fähigkeit, die Flugbahn des Hornuss einzuschätzen
Generell ist beim Hornussen etwas Mut erforderlich, sowohl um den Hornuss kraftvoll zu schlagen als auch um die schnellen Schlagobjekte auf dem Ries abzutun.
Welche Ausstattung gehört zum Hornussen-Sport?
Beim Abschlag und auf dem grossen Ries benötigen die Hornusser-Mannschaften verschiedene Ausrüstung. Zum Schlagen benutzt das Team die folgende Ausstattung:
Hornuss: Schlagobjekt aus Kunststoff mit einer Rille auf beiden Seiten. Der Hornuss ist 78 g schwer und 62 x 32 mm gross.
Bock: Abschlagvorrichtung für den Hornuss, bestehend aus zwei symmetrischen Chrom-Läufen. Um den Hornuss auf dem Bock zu platzieren, nutzen die Spieler ein Stück Lehm.
Stecken: Mit dem Stecken holen die Schläger Anschwung und schiessen den Hornuss über das Feld. Das Schlaggerät besteht aus Aluminium, Fiberglas, Kunststoff oder Carbonfasern und ist 2 bis 3 m lang. Am oberen Ende ist der sogenannte Träf befestigt, ein gepresstes Treffholz, mit dem der Hornuss weggeschlagen wird.
Vor und hinter dem Bock befindet sich jeweils eine Blende. Vor dem Bock soll sie tieffliegende Hornusse abfangen, um die abtuende Mannschaft zu schützen. Hinter dem Bock dient sie als Schutz für die Zuschauer und macht den Schläger für das gegnerische Team besser sichtbar.
Beim Abtun benötigen die Teams diese Ausrüstung:
Schindel: Ein ca. 60 x 60 cm grosses und 4 kg schweres Brett aus Holz. Viele Schindel bestehen aus Esche oder Ulme. Neue Modelle werden teilweise aus Kunststoff gefertigt. Das Brett ist an einem Stiel befestigt, sodass die Schindel insgesamt bis zu 1,80 m lang ist.
Helm: Dient zum Schutz vor abprallenden Hornussen oder Schindeln, die herunterfallen. Für Nachwuchs-Spieler sind Helme auf dem Ries Pflicht.
Hornusser-Wettkämpfe und Veranstaltungen in der Schweiz
Das Hornussen ist ein Sport, der sich in der Schweiz über Jahrhunderte hinweg etabliert hat. Um die besten Teams zu küren, gibt es die folgenden Wettkämpfe und Veranstaltungen:
Die Schweizer Meisterschaft im Hornussen findet von April bis Juli statt. Bei Spielen am Wochenende kämpfen die Teams um den Schweizermeistertitel. Zudem geht es um den Auf- und Abstieg in der Liga.
Die Gruppenmeisterschaft findet parallel zur Schweizer Meisterschaft statt. Dabei spielen sechsköpfige Mannschaften gegeneinander. Durch die geringere Teamgrösse ist das Spiel schneller und dynamischer.
Auf Hornusserfesten können sich Teams von August bis September messen. Einige Vereine veranstalten jährlich kleinere Feste. Alle drei Jahre findet zudem das Eidgenössische Hornusserfest statt. Eine Tradition ist auch das Hornussen auf dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest.
Um sich auf Meisterschaften und Hornusserfeste vorzubereiten, treten Hornusser-Mannschaften das ganze Jahr über bei Freundschaftsspielen und örtlichen Turnieren gegeneinander an. Wenn du Interesse daran hast, dich selbst im Hornussen auszuprobieren, kannst du dich an eine Hornussergesellschaft in deiner Nähe wenden. Auf der Website des Eidgenössischen Hornusserverbands findest du eine Übersicht über alle Hornussergesellschaften in der Schweiz.
Fazit: Der Schweizer Traditionssport Hornussen
Entstanden aus einem alten Brauch hat sich das Hornussen zu einer beliebten Nationalsportart der Schweiz entwickelt, die Spass macht und gleichzeitig Jung und Alt fit hält. Neben Kraft und Kondition braucht es für ein erfolgreiches Spiel vor allem Mut und Teamgeist. Sowohl die Mannschaftsleitung als auch die Arbeit der einzelnen Spieler werden dabei gebührend geehrt. Die besten der besten können sich auf Hornusserfesten und bei Meisterschaften messen. Wer das Spiel als Neuling erst einmal kennenlernen möchte, der ist bei einer örtlichen Hornussergesellschaft an der richtigen Stelle.
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Quellen und weiterführende Informationen
https://ehv.ch/hornussen/
(abgerufen am 14.10.2024)
https://www.hornusserweg.ch/
(abgerufen am 14.10.2024)
https://www.hgtenniken.ch/links/das-ist-hornussen/
(abgerufen am 14.10.2024)
https://www.lebendige-traditionen.ch/tradition/de/home/traditionen/hornussen.html
(abgerufen am 14.10.2024)
Bildquellen in chronologischer Reihenfolge im Text
Titelbild: brunok1 – stock.adobe.com
1. Bild im Text: Stasique – stock.adobe.com
2. Bild im Text: brunok1 – stock.adobe.com