Verkehrssicheres Fahrrad – Was muss beim Sicherheitscheck beachtet werden?
Ob du eine längere Radtour planst oder bloß jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Arbeit fährst – die Verkehrssicherheit deines Rads muss ständig gewährleistet sein. Mit der richtigen Ausstattung sorgst du für deine eigene Sicherheit und schützt auch andere Verkehrsteilnehmer. Beim Fahrradkauf solltest du daher darauf achten, dass dein Rad die nötige Sicherheitsausstattung besitzt. Für den Radsport entwickelte Fahrräder wie Mountainbikes oder Rennräder verfügen nicht in jedem Falle über diese vorgeschriebene Ausrüstung. Wenn du bereits ein Fahrrad besitzt, musst du sicherstellen, dass es auch nach längerer Zeit noch den Sicherheitsansprüchen gerecht wird. Eine Übersicht über die vorgeschriebene und empfohlene Ausrüstung von Fahrrädern sowie die wichtigsten Punkte für den regelmäßigen Sicherheitscheck findest du in unserer praktischen Checkliste. Zusätzlich geben wir Tipps zur optimalen Diebstahlsicherung für Fahrräder.
Ausstattung des verkehrssicheren Fahrrads
In Österreich wird durch die Fahrradverordnung (FVO) bestimmt, welche Vorgaben ein verkehrssicheres Fahrrad erfüllen muss. Damit du also am Straßenverkehr teilnehmen darfst, muss dein Rad über folgende Sicherheitsausstattung verfügen.
zwei voneinander unabhängig funktionierende Bremsen
helltönende Klingel oder andere Vorrichtung zur Abgabe von akustischen Warnzeichen
weißer, nach vorn wirkender Reflektor oder Rückstrahlmaterial nach Bestimmung der ECE-Regelung Nr. R 104
roter nach hinten reflektierender Rückstrahler oder Rückstrahlmaterial nach Bestimmung der ECE-Regelung Nr. R 104
zwei Reifen, deren Seitenwände durchgehend weiß oder gelb rückstrahlend sind oder Speichenrückstrahler, Rückstrahlmaterial nach Bestimmung der ECE-Regelung Nr. R 104, die nach beiden Seiten wirken
festverschraubte, rutschfeste Pedale mit je zwei gelben Rückstrahlern oder gleichwertigen Einrichtungen
ein eigener Sitz mit eigener Haltevorrichtung und Pedalen bzw. Abstützvorrichtungen für den Transport von weiteren Personen
dynamobetriebener Scheinwerfer bzw. Rücklicht müssen ab einer Geschwindigkeit von 15km/h vorn eine Lichtstärke von 100 cd und hinten 1 cd erreichen
Verkehrssicheres Fahrrad – Die Fahrradbremse
Im Straßenverkehr sind funktionierende Bremsen unerlässlich, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu garantieren. Sie werden benötigt, um das Fahrrad sicher und zügig zum Stehen zu bringen und im Notfall Verkehrshindernissen auszuweichen. Laut § 1 Fahrradverordnung müssen Fahrräder über zwei voneinander unabhängig wirkende Bremsen verfügen. „Voneinander unabhängig“ bedeutet, dass jeweils am Vorder- und Hinterrad eine Fahrradbremse vorhanden ist. Zur Bauart, Wirksamkeit oder Beschaffenheit der Bremsen werden keine genauen Vorschriften gemacht, weshalb unterschiedliche Bremstypen in Österreich zulässig sind.
Die meisten Fahrradbremsen werden über die Handhebel am Fahrradlenker betätigt. Dabei handelt es sich häufig um hydraulische Felgenbremsen. Bei Rennrädern werden hingegen oft Scheibenbremsen eingesetzt, die bei unterschiedlichen Wetterlagen eine gleichbleibend starke Bremsleistung vorweisen können.
Rücktrittbremsen werden hingegen kaum noch verwendet, da sie verglichen mit anderen Bremsenbauarten eine geringere Bremskraft besitzen und im Notfall langsamer und ruckartiger funktionieren. Verboten ist die Rücktrittbremse jedoch nicht.
Verkehrssicheres Fahrrad – Die richtige Fahrradbeleuchtung
Neben den Bremsen ist vor allem die Fahrradbeleuchtung ausschlaggebend für die Verkehrssicherheit. Sie stellt sicher, dass du die Verkehrslage überblicken kannst und von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen wirst. § 1 FVO stellt genaue Vorschriften auf:
Fahrräder müssen mit einem oder auch zwei nach vorn gerichteten weißen Rückstrahlern ausgestattet sein. Diese müssen so eingestellt sein, dass andere Verkehrsteilnehmer nicht geblendet werden. Ebenso kann der Reflektor in einen Scheinwerfer integriert werden. An der Rückseite müssen Fahrräder mindestens einen roten Rückstrahler besitzen. Rücklicht sowie Scheinwerfer sind nicht zwingend erforderlich, sofern Tageslicht und gute Sicht gewährleistet sind.
Als „lichttechnische Einrichtungen“ gelten auch Reflexfolie. Beachte bei der Anwendung von Reflexfolie, dass diese der ECE-Regelung Nr. R 104 entspricht. Blinkende Scheinwerfer sind laut FVO nicht zulässig.
Des Weiteren sind zwei Rückstrahler pro Pedal sowie zwei Rückstrahler pro Laufrad vorgeschrieben. Bei Rückstrahlern an den Laufrädern hast du die Wahl zwischen Speichenreflektoren („Katzenaugen“) und reflektierenden, weißen Streifen, die auf den Speichen oder Reifen angebracht werden.
Bei längeren Radtouren solltest du die notwendigsten Utensilien zur Wartung und Reparatur dabeihaben: Dazu zählen Werkzeug (mindestens Schraubenschlüssel und Inbusschlüssel), Flickzeug, Ersatzschlauch und Luftpumpe.
Verkehrssicheres Fahrrad – Tipps vor dem Kauf
Auf der Suche nach dem richtigen Fahrrad stehst du vor vielen Entscheidungen: Soll es ein einfaches Tourenrad sein, das dich durch urbanes Terrain begleitet? Benötigst du ein Trekkingrad, mit dem du längere Fahrradtouren auf unwegsamem Gelände unternehmen kannst? Oder soll es ein spezielles, für den Radsport entwickeltes Fahrrad sein? Die Sicherheitsansprüche, die in der Fahrradverordnung aufgelistet werden, gelten für alle Fahrräder, mit denen du am Straßenverkehr teilnehmen möchtest. Überleg dir daher genau, für welchen Zweck du dein Fahrrad schließlich verwenden möchtest. Mehr Tipps, wie du das passende Fahrrad für dich auswählst, findest du in unserem Artikel „Welches Fahrrad passt zu mir? So findest du das richtige (gebrauchte) Fahrrad“.
Einstellungen für ein sicheres Fahrrad
Für das sichere Fahrradfahren ist es erforderlich, dass dein Rad zu deinem Körperbau passt: Bevor du die erste Tour mit deinem Fahrrad unternimmst, solltest du daher auf folgende Aspekte achten: Schaltung und Bremse müssen in einer bequemen Reichweite und einfach zu bedienen sein. Wenn du den Lenkergriff umfasst, sollten deine Arme dementsprechend leicht gebeugt sein. Die Bremsengriffe müssen so eingestellt sein, dass sich die Hebelenden seitlich betrachtet in einer Linie mit den Unterarmen befinden. Den Hebel musst du mit Zeige- und Mittelfinger leicht greifen können.
In Österreich herrscht derzeit eine Helmpflicht für Kinder unter 12 Jahren (Stand Mai 2023). Ein Helm schwächt Sturzverletzungen ab oder verhindert diese sogar vollständig und sollte deswegen auch von Erwachsenen getragen werden.
Zusätzliche Ausstattung für das verkehrssichere Fahrrad
Zusätzlich zur vorgeschriebenen und unbedingt nötigen Fahrradausrüstung gibt es noch weitere Ausstattung, die für ein komfortables und sicheres Fahrrad empfehlenswert ist. Dazu zählen unter anderem:
Sicherheitslenker mit verdickten und weichen Enden, die bei einem möglichen Sturz vor Verletzungen schützen.
Ein Kettenschutz verhindert, dass deine Kleidung in die Fahrradkette gelangen kann. So können gefährliche Stürze verhindert werden. Einen Kettenschutz gibt es zum Beispiel in der Form von Kettenkästen oder Kettenschutzringen.
Um Taschen, Rucksäcke oder anderes Gepäck zu transportieren, solltest du einen Gepäckträger verwenden. Für kleineres Gepäck ist auch eine Lenkertasche denkbar. Hängst du beispielsweise eine Tüte an eine Seite des Lenkers, bringst du das gesamte Fahrrad damit gefährlich aus dem Gleichgewicht. Beim Bremsen oder Ausweichen kann es so schneller zu Unfällen kommen.
Schutzbleche bewahren dich vor Schmutz und Matsch, der während der Fahrt auf schlammigem Untergrund dein Bein hinaufspritzen könnte.
Eine Gangschaltung erleichtert das Fahren bei unterschiedlichen Anforderungen. So kannst du auch bei einer plötzlichen Steigung einfach in einen leichteren Gang wechseln. Ansonsten besteht die Gefahr, dass du mit dem Fahrrad nicht mehr vorankommst oder sogar umkippen könntest.
Für deine Sicherheit ist ein passender Fahrradhelm genauso wichtig wie ein technisch einwandfreies Rad. Der Helm muss richtig passen und ordnungsgemäß getragen werden: Er muss gerade auf dem Kopf und nicht zu tief im Nacken sitzen. Die Ohren sollten sich in dem Dreieck befinden, das durch die Riemen gebildet wird. Einen passenden Helm erkennst du daran, dass er bei lockerem Kinngurt nicht vom Kopf rutscht. Der Kinnriemen sollte immer nur so weit zugezogen werden, dass noch zwei Finger zwischen Gurt und Hals passen. So sitzt der Helm sicher, ohne dir die Luft abzuschneiden.
Viele (vor allem erwachsene) Fahrradfahrer entscheiden sich hauptsächlich aus Komfortgründen gegen einen Helm. Experten gehen allerdings davon aus, dass Hirnverletzungen bei Stürzen durch einen Fahrradhelm verhindert werden können oder deren Schweregrad zumindest stark gemindert wird.
Während des Radfahrens ist das Telefonieren nur erlaubt, wenn man eine praktikable Freisprecheinrichtung nutzt.
Diebstahlschutz für das Fahrrad
Im übertragenen Sinne zählt auch der Diebstahlschutz zur Sicherheitsausrüstung deines Fahrrades. Dieses Fahrradzubehör bewahrt dich zwar nicht vor Verletzungen, dafür aber vor einem deutlichen Sachschaden. Um zu verhindern, dass dein Fahrrad leicht gestohlen wird, kannst du diese Punkte beachten:
Schließe dein Fahrrad am Rahmen, Vorder- und Hinterrad an fest verankerten Gegenständen an, zum Beispiel Fahrradständer. Nutze dazu ein sicheres Fahrradschloss.
Stell dein Fahrrad nicht an einsamen oder schlecht einzusehenden Orten ab.
Auch zuhause ist es empfehlenswert, dein Fahrrad im Keller anzuschließen oder in abschließbaren Fahrradboxen aufzubewahren.
Sammle die wesentlichen Fakten wie Rahmennummer, Fabrikat und besondere Merkmale in einem Fahrradpass.
Verleih deinem Fahrrad eine individuelle Note. Mit auffälligen Merkmalen haben es Fahrraddiebe schwieriger, dein Rad zu verkaufen.
Regelmäßiger Sicherheitscheck für das Fahrrad
Wenn dein Fahrrad über die nötige Sicherheitsausstattung verfügt, bist du grundsätzlich schon auf der sicheren Seite. Allerdings ist es nötig, dein Fahrrad regelmäßig auf Mängel und Verschleiß zu überprüfen, um sicherzustellen, dass es den Ansprüchen an ein verkehrssicheres Fahrrad auch weiterhin gerecht wird. Nach längeren Fahrpausen solltest du dein Rad genau überprüfen, also mindestens nach den Wintermonaten.
Um mögliche Defekte leichter ausfindig machen zu können, empfehlen wir dir zunächst das Fahrrad von Verschmutzungen zu befreien. Anschließend solltest du beim Sicherheitscheck folgende Bauteile begutachten:
Bremsen: Überprüfe das Profil der Bremsbeläge und ersetze sie, falls sie rissig oder stark abgenutzt sind. Die Verschleißgrenze liegt meist bei 1 bis 2 Millimetern. In den Herstellerbeschreibungen findest du genaue Angaben, wann der Bremsbelag gewechselt werden muss.
Reifen: Prüfe und korrigiere den Reifendruck. Auf der Reifenflanke findest du Angaben zu den empfohlenen Luftdruckwerten. Diese liegen meist zwischen 2 und 4,5 bar.
Beleuchtung: Stelle sicher, dass die Fahrradbeleuchtung funktioniert. Falls du einen Defekt bemerkst, kannst du zunächst bei Birnen, Kabeln und Steckverbindungen nach der Ursache suchen. Überprüfe auch, ob die Energiequelle intakt ist oder gegebenenfalls aufgeladen werden muss. Alle weiteren reflektierenden Teile müssen zudem frei von Schmutz sein.
Schraubverbindungen: Kontrolliere alle verbauten Schrauben und ziehe lockere Schrauben fest.
Schaltung: Alle Gänge sollten sich problemlos schalten lassen. Wenn die Kette schleift oder springt, muss in den meisten Fällen die Zugspannung an der Spannschraube neu justiert werden.
Bewegliche Teile: Säubere alle beweglichen Teile des Fahrrads (Bremse, Kette, Schaltung, Pedale). Anschließend solltest du die betreffenden Teile ölen, damit sie weiterhin geschmeidig funktionieren und vor Rost geschützt bleiben.
Eine detaillierte Übersicht über die wichtigsten Punkte beim Sicherheitscheck findest du in unserer PDF-Checkliste. So kannst du die einzelnen Teile deines Fahrrads der Reihe nach überprüfen und dabei nötige Ausbesserungen kenntlich machen. Eine gründliche und zuverlässige Inspektion des Rads gehört auch zum Service von Fahrradwerkstätten und Händlern. Dort kannst du den Sicherheitscheck in die Hände von Experten legen, die eventuell auch gleich die notwendigen Reparaturen durchführen können.
Fazit: Diese Ausstattung braucht ein verkehrssicheres Fahrrad
Um zur Benutzung im Straßenverkehr zugelassen zu werden, muss ein Fahrrad eine Reihe an Sicherheitsvorgaben erfüllen. Zur vorgeschriebenen Ausstattung gehören eine Klingel, zwei voneinander unabhängig funktionierende Bremsen, Scheinwerfer und zahlreiche reflektierende Elemente. Achte bereits beim Fahrradkauf darauf, dass dein zukünftiges Rad diesen Standards entspricht. Wenn dein Fahrrad eine längere Zeit nicht benutzt wurde, solltest du alle wichtigen Bauteile bei einem Sicherheitscheck überprüfen (lassen). Somit steht Sicherheit und Fahrvergnügen nichts im Weg.
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Quellen und weiterführende Informationen
https://www.jusline.at/gesetz/fv/paragraf/1
(aufgerufen am 02.05.2023)
https://www.oesterreich.gv.at/themen/freizeit_und_strassenverkehr/rad_fahren/Seite.610300.html
(aufgerufen am 02.05.2023)
https://www.vienna.at/was-duerfen-fahrradfahrer-zehn-mythen-und-fakten/4027421
(aufgerufen am 02.05.2023)
https://www.radlobby.at/fahrradbeleuchtung
(aufgerufen am 02.05.2023)
https://radladen.at/2021/10/28/die-scheibenbremse-am-fahrrad/
(aufgerufen am 02.05.2023)
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