Kanu- & Kajakfahren als Freizeittipp für die ganze Familie
Eine der vielseitigsten Wassersportarten ist das Kanufahren. Hier kannst du dich entweder gemütlich auf einem Fluss treiben lassen und die Landschaft genießen oder du stürzt dich ins wilde Wasser und wagst actiongeladene Touren. Mit dem richtigen Kanu ist das kein Problem. Somit bietet dieses faszinierende Hobby auf dem Wasser etwas für jeden Geschmack. Im Folgenden stellen wir dir das Kajak- & Kanufahren als Freizeitbeschäftigung vor und geben Tipps für Anfänger.
Kanu, Kajak, Canadier – Welches Boot ist das richtige für mich?
An sich ist der Begriff „Kanu“ nur eine Sammelbezeichnung für alle Wassersportgeräte, die durch Paddeln in Blickrichtung fortbewegt werden. Wenn jemand landläufig von einem Kanu spricht, bezieht sich dies meist auf den Kanutyp „Canadier“. Im Gegensatz dazu steht das Kajak.
Beide Bootstypen haben gewisse Vorzüge und sind für verschiedene Einsatzgebiete konzipiert:
Aufbau & Vorteile eines Canadiers:
Aufbau: Canadier sind nach oben hin offen. Sie werden im Sitzen oder kniend mit einem Stechpaddel gefahren.
Vorteile:
Kann von mehreren Personen genutzt werden
Stauraum für relativ viel Gepäck
Kippstabil auf ruhigem Wasser
Einsatzgebiet: Gut geeignet für Familienausflüge oder längere Kanutouren
Aufbau & Vorteile eines Kajaks:
Aufbau: Kajaks sind geschlossen und besitzen nur eine Sitzluke. Sie sind flacher und schmaler als Canadier. Der Fahrer bewegt sich in ihnen sitzend mit einem Doppelpaddel fort.
Vorteile:
Kajaks sind schnell, wendig und leicht zu transportieren
Für Wildwasser geeignet
„Eskimotieren“ (Rolle im Wasser vollführen) möglich
Einsatzgebiet: Gut geeignet für den Kanusport und für Touren bis maximal 2 Personen
Jeder Bootstyp ist je nach beabsichtigter Verwendung in verschiedenen Größen erhältlich. Kajaks sind standardmäßig jedoch meist mit einem oder zwei Sitzen ausgestattet. Selten findest du auch 3er- und 4er-Kajaks. Für Touren mit mehr als ein oder zwei Personen ist es ratsam, einen Canadier zu verwenden. Hier finden Familien oder größere Gruppen genug Platz. Achtet jedoch immer auf die Tragfähigkeit des Bootes.
Kajak und Canadier kannst du auf einen Blick auch aus großer Entfernung unterscheiden, indem du dir die Paddel ansiehst. Ein Kajakpaddel besitzt an jedem Ende ein Paddelblatt. Ein Canadierpaddel hingegen besitzt nur ein Paddelblatt.
Welche Voraussetzungen benötige ich fürs Kanufahren?
Wer mit dem Gedanken spielt, Canadier oder Kajak zu fahren, der sollte natürlich die Nähe zum Wasser mögen und sicher schwimmen können. Nicht jede Kajak- oder Canadiertour führt dich gleich ins Wildwasser. Auch gemütliche Kanuwanderungen auf Zahmwasser (langsam fließende oder stehende Gewässer) sind eine gute Alternative, um den Alltag auszublenden und die Natur zu erleben.
Damit du viel Freude am Kanu-/Kajaksport hast, solltest du dich fit fühlen. Beim Paddeln werden die Muskeln im Oberkörper, in den Schultern und Armen am meisten beansprucht. Durch die dynamische Ruderbewegung werden so die Muskeln kontinuierlich gekräftigt und die Motorik verbessert. Daher solltest du volle Beweglichkeit in Rücken, Schultern und Armen besitzen. Bei einer Schädigung der Wirbelsäule oder einem Bandscheibenleiden ist Rudern deshalb nicht förderlich.
Bevor du eine Kanufahrt eigenverantwortlich unternimmst, solltest du Unterricht in einer zertifizierten Kanuschule nehmen. Hier lernst du die richtige Paddeltechnik sowie Sicherheitsregeln. Interessierst du dich besonders für den Kanu-Sport, kannst du auch bei zertifizierten Lehrern und Kanuvereinen den Europäischen Paddel-Pass Deutschland (EPP Deutschland) erwerben. Auch wenn es auf deutschen Gewässern keine Zertifizierungspflicht gibt und diese weitgehend uneingeschränkt für den Kanusport verwendet werden dürfen, wird im europäischen Ausland oft ein Befähigungsnachweis verlangt. Der EPP Deutschland erlaubt es dir daher, auch im Urlaub eine Kanufahrt zu unternehmen.
Welche Ausrüstung benötige ich für eine Kanutour?
Um sicher auf dem Wasser zu bleiben, benötigst du zunächst einmal das passende Kanu/Kajak. Je nachdem, ob du allein oder mit der ganzen Familie Kanufahren möchtest, solltest du den richtigen Bootstyp für dich auswählen. Lass dich dabei im Fachhandel, in einer Kanuschule oder einem Kanuverein beraten. Für die ersten Touren kannst du dir auch im Kanuverleih oder bei Kanuvereinen ein Kanu ausleihen und den Paddelsport in Ruhe für dich entdecken.
Neben dem passenden Canadier oder Kajak benötigst du außerdem folgende Ausrüstung:
Passende Paddel (Kanu-Anfänger sollten auch hier professionelle Beratung in Anspruch nehmen.)
Schwimmweste für jeden Mitfahrer
Sicherheitshelm für jeden Mitfahrer
Eine Spritzdecke
Seil-Wurfsäcke (aus schwimmfähigem Poly-Seil ca. 20m lang)
Wasserdichte Transporttonne bzw. -säcke
Seile zur Gepäcksicherung
Passende Paddelkleidung (Neoprenanzug oder Long-John mit Paddeljacke)
Bei allen Wassersportarten gilt: Zieh dich der Wassertemperatur entsprechend an. Die Lufttemperatur ist hier nebensächlich.
Sicherheitshinweise für Kanufahrer
Die wichtigsten Sicherheitstechniken lernst du in einem zertifizierten Kanukurs. Hier erfährst du genau, was du machen musst, wenn das Boot kentert oder wenn ein Passagier über Bord geht. In sicheren Übungsumgebungen kannst du innerhalb eines Kurses die richtigen Verhaltensweisen lernen und die eventuelle Angst vor dem Wasser verlieren. So wirst du gut auf eine eigenverantwortliche Kanufahrt vorbereitet.
Sowohl Canadier- als auch Kajakfahrer sollten diese weiteren Sicherheitsregeln immer beherzigen:
Trage zu jeder Zeit gutsitzende Schwimmwesten auf dem Wasser.
Handle stets möglichst ruhig und besonnen.
Bleibe nach einer Kenterung im schnell fließenden Wasser immer weg vom Boot.
Schwimme durch Stromschnellen mit den Beinen nach vorn und mit dem Blick in Fließrichtung.
Schwimme erst im ruhigen Wasser zurück zum Ufer.
Beachte den Mindestpegel des Gewässers. Kanu/Kajak-Anfänger sollten dabei die Regel „Mindestpegel + 5 Zentimeter extra“ einhalten.
Fahre auf größeren Flüssen und Seen nur im ufernahen Bereich. Der Abstand zum Ufer sollte nicht mehr als 600 Meter betragen.
Führe immer einen voll ausgestatteten Erste-Hilfe-Kasten mit.
Tipps zur Planung einer Kanutour
Möchtest du eine Kanutour unternehmen, solltest du diese sorgfältig planen und vorbereiten. Stelle sicher, dass für alle Teilnehmer eine passende Schwimmweste bereitsteht und dass die Canadier-/Kajakausrüstung sowie der Canadier bzw. das Kajak selbst funktionsfähig sind.
Ist alles einsatzbereit, solltest du dir zunächst Gedanken zum Streckenverlauf machen. Hierfür ist es ratsam, dich über mögliche Flüsse und Seen in der Umgebung zu informieren. Grundsätzlich stehen dir hier folgende Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung:
Zahmwasser (Kleinflüsse, Seen): Geeignet für Anfänger, Familientouren
Wildwasser: Wildwasserstrecken werden in 6 Schwierigkeitsgrade unterteilt (WW-1 bis WW-6, wobei WW-6 als unbefahrbar gilt). Einfache Wildwasserstrecken können auch Anfänger gut bewältigen. Für höhere Schwierigkeitsgrade benötigest du viel Erfahrung und eine gute Fahrtechnik.
Meer: Nur für erfahrene Kanusportler mit viel Kondition und Zusatzausrüstung geeignet.
Anfänger suchen sich vorzugsweise kleine Flüsse mit nur kurzen und leicht zu bewältigenden Wildwasserstellen oder Binnenseen aus. Hier kannst du genug Erfahrung im Umgang mit dem Canadier/Kajak sammeln und deine Fahrtechnik verbessern.
Informationen über die Gewässer in deiner Nähe findest du entweder in einem Gewässerführer des Deutschen Kanu-Verbandes e.V., in Flussführern, auf Kanu-Gewässerkarten oder in der App Canua des DKV e. V. Natürlich kannst du dir auch im örtlichen Kanuverein Rat und Hilfe bei der Tourenplanung einholen. Eventuell besteht sogar die Möglichkeit, dass du eine Tour zusammen mit erfahrenen Kanuten durchführen kannst.
Beachte bei der Planung deiner Kanutour folgende Aspekte:
Wie lang ist die Fahrt? Reicht meine Kondition und die meiner Mitfahrer dafür aus?
Welchen Schwierigkeiten könnte ich auf der Route begegnen?
Welche Befahrungsregeln existieren für das Gewässer?
Wie ist der aktuelle Pegelstand des Gewässers?
Welche Wettervorhersage besteht für den Tag der Tour?
Ist mein Kanu fit für die Tour? Oder kann ich mir ein Kanu leihen?
Gewässer und deren Umgebung ändern sich ständig. Hochwasser, Niedrigwasser oder umgestürzte Bäume können deine Tour erschweren oder sogar verhindern. Bleib daher bei der Kanufahrt immer aufmerksam und informiere dich vor der Abfahrt nochmals über die Wetterlage und den Pegelstand.
Kanufahren mit Kindern: Infos & Tipps zur Planung
Eine Fahrt auf dem Wasser ist besonders für Kinder ein einzigartiges Erlebnis. Daher eignen sich für Familien besonders Touren auf kleinen Flüssen, die möglichst naturnah sind. Hier lassen sich Tiere beobachten und die ein oder anderen kleinen Schwallstücke mit Spaß meistern. Zudem bieten kleine Flüsse viele Möglichkeiten, unterwegs genügend Pausen einzulegen und sich die Beine zu vertreten.
Wann dein Kind bereit für eine Paddeltour ist, ist vom individuellen Entwicklungsstand deines Kindes abhängig. In der Regel sollte dein Kind schwimmen können, eine gut passende Schwimmweste tragen und längere Zeit auch stillsitzen und die Natur beobachten können.
10 bis 15 Kilometer auf einem Kleinfluss gilt als Orientierungswert für die Planung deiner Kanufahrt mit Kind. Achte bei der Planung darauf, genügend Zeit für Pausen sowie den Hin- und Rückweg einzuplanen. Auch ein Spielzeug im Gepäck ist ein guter Begleiter für die Kanufahrt mit der ganzen Familie.
Der Kanusport als actionreiches Hobby
Begeistert dich der Kanusport und möchtest du mehr als nur Kanuwanderungen unternehmen? Dann findest du vor allem mit dem Kajak noch viele weitere Möglichkeiten, um dich sportlich zu betätigen. Viele actiongeladene Disziplinen warten darauf, von dir entdeckt zu werden:
Kanu-Touring: Eine Kanutour muss nicht nur eine Tagestour sein. Lange Kanutouren können sich über mehrere Wochen erstrecken. Hier kannst du die Natur ausgiebig kennenlernen und das Leben fernab der Zivilisation entdecken.
Küstenpaddeln: Beim Paddeln auf dem offenen Meer sind Konzentration, Disziplin und Muskelkraft gefragt. Hier musst du gegen Meeresströmungen und Wellen ankommen, um dein Ziel zu erreichen.
Kanu-Wildwasser: Mit deinem Kajak stürzt du dich hier Wildwasserflüsse hinunter. Dabei musst du schnell reagieren, Geschicklichkeit beweisen und Kraft haben, um dich sicher durch die Stromschnellen zu manövrieren.
Kanu-Freestyle: Ähnlich wie beim Surfen vollführst du beim Kanu-Freestyle auf einer stehenden Welle verschiedene Tricks, Drehungen, Überschläge und Sprünge. Hier musst du Geschicklichkeit und Koordination beweisen, um in einer bestimmten Zeit so viele Stunts wie möglich durchzuführen.
Kanu-Slalom: Hier ist Schnelligkeit und sehr gute Fahrtechnik gefragt. Denn beim Kanu-Slalom muss eine Strecke mit Toren auf sehr schnell fließendem Wasser fehlerfrei und in kürzester Zeit befahren werden.
All diese unterschiedlichen Disziplinen beweisen, wie vielfältig der Kanusport ist. Interessierst du dich für eine oder mehrere dieser Disziplinen, findest du beim örtlichen Kanuverein bestimmt einen passenden Ansprechpartner. Dazu findest du auf der Internetseite des Deutschen Kanu-Verbandes e. V. (www.kanu.de) eine Liste mit allen Kanuvereinen, die auch nach verschiedenen Disziplinen sortiert werden können.
Fazit: Kajak- und Kanufahren ist ein schönes Hobby für Groß und Klein
Beim Kanufahren bist du eins mit den Bewegungen des Wassers und hast die Möglichkeit, einzigartige Flusslandschaften auf deiner Kanutour zu genießen. Egal ob du eine Kanutour mit der ganzen Familie im Canadier planst, allein im Kajak aufbrichst oder lieber actiongeladene Stunts durchführen möchtest – der Kanusport bietet Möglichkeiten für alle, die das Wasser lieben. Mit dem richtigen Canadier oder Kajak steht deinem neuen Hobby nichts mehr im Wege.
______________________________________________
Quellen und weiterführende Informationen
https://www.canoeguide.net/allgemeines/das-kanu-canadier-oder-kajak
(aufgerufen am 09.02.2023)
https://www.dshs-koeln.de/fileadmin/redaktion/Institute/ZBSport/E-Books/kanusport_wettkampf_und_freizeitsport.pdf
(aufgerufen am 09.02.2023)
https://www.uk-nord.de/fileadmin/user_upload/pdf/sicherheitstipps/Sicherheitstipp_39.pdf
(aufgerufen am 09.02.2023)
Bildquellen
iStock.com/gradyreese
iStock.com/Tempura
iStock.com/Vect0r0vich
iStock.com/LSOphoto
iStock.com/monkeybusinessimages