Die schönsten Hochzeitsbräuche - von traditionell bis modern

Traditionen vor, während und nach der Hochzeit variieren je nach Herkunft, Religion und Überzeugung des Paares. Einige Hochzeitstraditionen sind allgemein bekannt – andere hingegen fast vergessen und wert, sie Ihnen mit auf den Weg zu geben. In diesem Artikel erklären wir Hochzeitstraditionen, die jeder Zeremonie das besondere Etwas verleihen.
Der Auftakt - Junggesellenabschied und/oder Polterabend
Der Junggesellen- oder Junggesellinnenabschied ist mittlerweile einer der beliebtesten Hochzeitsbräuche ein bis zwei Wochen vor einer Hochzeit. Was Sie bestimmt noch nicht wissen, ursprünglich ging es dabei gar nicht um ausgelassenes Feiern. Entstanden in England, wurde dieser Abend ursprünglich vom Vater der Braut organisiert. Der Bräutigam musste lange Reden über die Bedeutung der Ehe und den Beginn eines neuen Lebensabschnitts über sich ergehen lassen. Im Laufe der Zeit kamen auch Bewährungsproben in Form von Spielen zu diesem Hochzeitsbrauch hinzu. Dadurch wurde aus dem einst ernsten Abend ein zunehmend feierlicher Umzug mit heiteren bis lächerlichen Mutproben.
Der Polterabend ist hingegen eine alte Tradition, die auch in Österreich Anklang findet. Vor der Hochzeit werden Freunde geladen, die nicht an der eigentlichen Zeremonie teilnehmen, um auch mit diesen auf die einzugehende Verbindung anstoßen zu können. Neben Hochzeitssprüchen und Anekdoten über das Brautpaar, wird ganz nach dem Motto „Scherben bringen Glück“ von jedem Gast Geschirr zerschlagen. Faustregel: Porzellan bringt Glück, Glas bringt Pech. Hintergrund dieses Hochzeitsbrauches ist, dass der Lärm vor bösen Geistern schützen soll. Die Scherben müssen vor Mitternacht vom Brautpaar gemeinsam zusammengekehrt und entsorgt werden.
Ein sehr alter Brauch ist der „Heanatanz“, der Hühnertanz. Dabei wird die Braut in deren Elternhaus von ihren Freunden und Freundinnen in „besseren G’wandt“ gefeiert. Wie eine Art Polterabend wird der Abend mit Speis, Trank und geselligen Spielen ausgeschmückt, um den Abschied der Braut aus dem Elternhaus zu feiern. Verbunden wird das Ganze gern mit der Brautnacht. Denn der Bräutigam darf bei beidem nicht anwesend sein. So wird die letzte Nacht des noch unverheirateten Paares getrennt voneinander verbracht.


Achten Sie beim Organisieren der Abende darauf, dass die Wünsche des Brautpaares berücksichtigt werden. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie bei der Familie oder anderen guten Freunden nach.

Hochzeitstraditionen bei der Trauung
Viele kleine Bräuche gehören zum Hochzeitstag einfach dazu und füllen das Unterhaltungsprogramm sowohl für das frischgebackene Brautpaar als auch für die Gäste. Ein gutes Beispiel sind die Blumenkinder. Nach altem heidnischem Brauch sollen sie mit dem Duft der Blütenblätter die Fruchtbarkeitsgöttin auf das Brautpaar aufmerksam machen. Sie können sie auf dem Weg zum Altar, aber auch aus der Kirche bzw. Standesamt streuen lassen. Die gleiche Bedeutung hat das Reiswerfen nach der Trauung. Hier können Blütenblätter und Seifenblasen eine schöne und individuelle Alternative sein.
Eine alte Hochzeitstradition ist auch das Baumstammsägen. Dies gilt als erste gemeinsame Prüfung für das Zusammenarbeiten in der Ehe. Je besser und schneller der Baumstamm zerteilt ist, umso größer die Balance zwischen Reden und Zuhören, Bestimmen und Nachgeben. Der Brauch steht somit auch für die Gleichberechtigung in der Ehe.

In Polen werden auch Geldstücke geworfen. Dies symbolisiert den gewünschten Wohlstand für das Paar.
Traditionelles Hochzeitsauto
Um der Besonderheit des Tages einen festlichen Rahmen zu verleihen, mieten viele Brautpaare ein luxuriöses oder auffälliges Brautauto. Was viele nicht wissen, auch hier verbirgt sich eine Hochzeitstradition!
Nach altem Brauch darf nämlich keiner der Eheleute am Steuer sitzen. Ein Dritter bedient das Fahrzeug, um Sie daran zu hindern „ins Verderben“ zu fahren. Um böse Geister durch Lärm fernzuhalten, werden Dosen hinten an den Hochzeitswagen gebunden. Natürlich hilft die hinterherfahrende Hochzeitsgesellschaft durch Hupen tatkräftig mit.

Traditionen in der Hochzeitslocation
Sind Sie erst einmal mit Ihren Gästen in der Hochzeitslocation eingetroffen, folgen mit Sicherheit noch weitere typische Hochzeitstraditionen im Programm. Allseits bekannt sind:
- das Anschneiden der Hochzeitstorte, oftmals mit dem Kampf um die Oberhand
- die Entführung der Braut mit Zahlung einer Auslöse
- das Werfen des Brautstrausses, um die nächste Braut zu finden
- die Versteigerung des Brautschuhs, um die Hochzeitskasse zu füllen
Beliebt ist auch das Steigenlassen von Ballons mit Wünschen für das Brautpaar. Je nach Region kann es dazu Bestimmungen von Gemeinde oder Landkreis geben, um Müll zu vermeiden. Erkundigen Sie sich dafür beim Standesamt oder dem ansässigen Ordnungsamt. Das Feuerwerk soll böse Geister fernhalten. Auch dazu müssen rechtzeitig entsprechende Genehmigungen beim Ordnungsamt eingeholt werden.
Viele Brautpaare verteilen kleine Gastgeschenke während oder nach der Feier. Ein traditionelles Gastgeschenk sind nach altem italienischem Brauch fünf Hochzeitsmandeln, die Sie mit einem entsprechenden Namenskärtchen auch ideal als Tischkarte nutzen können. Die gezuckerte Mandel symbolisiert das Leben, das sowohl süß als auch bitter sein kann. Die Anzahl der Hochzeitmandeln steht dabei für die Wünsche, die dem Hochzeitspaar mit auf dem Weg gegeben werden: Gesundheit, Glück, Wohlstand, Fruchtbarkeit und ein langes Leben.

Bräuche nach der Hochzeitsfeier
Auch nach der Trauung gibt es schöne Hochzeitstraditionen. Weit verbreitet ist das Tragen der Braut über die Schwelle.
Dieser Hochzeitsbrauch war einst dazu gedacht, die Braut vor den bösen Geistern zu schützen, die unter der Türschwelle sitzen. Heute ist es eine schöne Geste, die Braut auf Händen in die gemeinsame Ehe zu tragen.
Einer der beliebtesten Streiche unter den Hochzeitsbräuchen ist das Präparieren des Hochzeitsnachtzimmers. Ein Schlafzimmer voller Luftballons und Girlanden, rausgedrehte Glühbirnen, ein mit Klarsichtfolie eingewickeltes Bett oder versteckte Wecker, die mitten in der Nacht klingeln. Das müde Brautpaar kann sich nach diesem langen, ereignisreichen Tag sicherlich etwas schöneres vorstellen. Es gilt also mit den Scherzen nicht zu übertreiben.
Der Morgen bietet noch einmal Gelegenheit für einen romantischen Brauch: die Morgengabe. Dabei handelt es sich um ein ganz persönliches Hochzeitsgeschenk, dass sich Braut und Bräutigam am Morgen nach der Trauung machen. Nach wie vor beliebt sind dabei Schmuckstücke und Uhren mit Gravur. In der Vergangenheit war es eine Hochzeitstradition, dass der Bräutigam der Braut einen erheblichen Gelbbetrag oder die Dienste eines Leibeigenen überreicht. Dies sollte für die Frau eine Art Absicherung für den Notfall sein.

Früher war es gesetzliche Pflicht, dass der Bräutigam seiner Braut eine Absicherung zukommen lässt. Ein solches Gesetz gibt es nach wie vor im islamischen Rechtskreis.
Hochzeitsbräuche als Tradition
In vergangenen Zeiten sollten die meisten Hochzeitsrituale das frisch gebackene Ehepaar vor bösen Geistern schützen. Die so entstandenen Bräuche sind auch heute noch in abgewandelter Form ein gerngesehener Bestandteil unserer Hochzeitskultur. Sie verschönern diesen besonderen Anlass und geben nicht selten einen Grund zum Schmunzeln. Bei der Umsetzung zählt ganz die Devise: Alles kann, nichts muss! Suchen Sie sich die Hochzeitsbräuche aus, die Sie am Schönsten finden und die gut ins gesamte Hochzeitskonzept passen. Brautpaare sollten ihre Wünsche mit ihren Trauzeugen absprechen, damit diese nützlichen Hinweise an die Hochzeitsgäste geben können. Auch eine No-Go Liste ist dabei natürlich zulässig.
Quellen
https://www.hochzeit-brautinfo.at/tipps-more/brauchtum.html
https://www.hintertux.at/zillertal-hintertux/
https://www.herold.at/blog/
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