Soziale Netzwerke im Überblick & Umgang mit sozialen Medien in der Familie
Liken, Posten, Kommentieren – die Welt der sozialen Netzwerke gewinnt immer mehr an Bedeutung und gerade Kinder und Jugendliche wollen auch online am sozialen Leben teilnehmen. Spätestens mit der Pubertät möchten Kinder die Möglichkeiten nicht missen, auch nach der Schule mit Freunden in Kontakt zu bleiben, Bilder von Erlebnissen zu veröffentlichen sowie die Beiträge und Videos anderer User anzusehen. Daher ist es ratsam, dass sich Eltern zum richtigen Zeitpunkt mit sozialen Netzwerken beschäftigen, um das eigene Kind behutsam an die Online-Welt heranzuführen und für eventuelle Gefahren von Social Media zu sensibilisieren. Wir geben daher einen Überblick über verschiedene soziale Netzwerke und erklären, wie du dein Kind beim sicheren Umgang mit sozialen Medien unterstützen kannst.
Die Grundlagen: Was sind soziale Netzwerke?
Soziale Netzwerke sind Plattformen, auf denen Nutzer online in Kontakt bleiben können. Je nach den gebotenen Funktionen können User beispielsweise private Nachrichten schreiben, öffentlich im Kommentarbereich eines Beitrags diskutieren und eigene Erfahrungen in Form von Bildern, Videos und selbst verfassten Texten teilen. So entsteht ein reges Miteinander online, an dem sich die Nutzer jederzeit beteiligen können.
Soziale Netzwerke: Vor- und Nachteile für Kinder und Jugendliche
Bei Kindern erwächst immer früher der Wunsch, sich online auszutauschen, am sozialen Leben online teilzunehmen und dafür ein eigenes Profil auf sozialen Netzwerken einzurichten. Soziale Netzwerke können dabei für Kinder und Jugendliche Vorteile bereithalten, sie bergen jedoch auch einige Gefahren, denen sich Eltern bewusst sein sollten.
Vorteile sozialer Netzwerke im Überblick
Wenn Kinder und Jugendliche richtig an diese neue Welt herangeführt werden, bieten soziale Netzwerke Heranwachsenden viele Vorteile:
Einfache Kommunikation: Auch über die Schule hinaus kann sich dein Kind mit seinen Freunden vernetzen und sich jederzeit mit ihnen austauschen. Das kann zum Beispiel auch die Zusammenarbeit an Schulprojekten oder den Informationsaustausch bei den Hausaufgaben erleichtern.
Identitätsfindung: Auf sozialen Netzwerken können sich Kinder ein umfassendes Selbstbild aufbauen, welches viele Aspekte der eigenen Identität wie Interessen, Zugehörigkeit zu Gruppen und Hobbys abbildet. So hilft Social Media deinem Kind dabei, seine eigene Identität zu entdecken und sie selbstbewusst nach aussen zu verkörpern.
Interessen & Hobbys: Über soziale Netzwerke kann dein Kind anderen Profilen folgen, die seine Interessen teilen. So kann es gezielt Inhalte verfolgen, die ihm gefallen, und neue Inspiration für seine Hobbys finden. Zudem können soziale Netzwerke auch Momente der Langeweile mit vielen interessanten Beiträgen, Bildern und Videos überbrücken.
Rege Interaktion: Dein Kind findet online immer etwas Neues und kann Beiträge von Freunden und bekannten Persönlichkeiten jederzeit abrufen. Im Gegenzug erhält es auch schnell Feedback, wenn es selbst einen Beitrag veröffentlicht oder teilt.
Mögliche Gefahren von Social Media zusammengefasst
Darüber hinaus haben soziale Netzwerke natürlich auch Schattenseiten, denen Kinder und Jugendliche beim Surfen begegnen können. Daher ist es wichtig, dass du dein Kind für die Gefahren von Social Media sensibilisierst und ihr über seine Erfahrungen im Gespräch bleibt. Mögliche Nachteile von sozialen Medien sind zum Beispiel:
Falsche Idealbilder: Auf sozialen Medien teilen die meisten User nur die positiven Seiten ihres Lebens mit tollen Erlebnissen und immer perfektem Aussehen. Das erweckt gerade bei Jugendlichen schnell den Eindruck, dass ihr Leben auch so makellos sein muss. Erkläre deinem Kind daher, dass Beiträge auf sozialen Netzwerken immer nur einen Teil des Lebens abbilden bzw. oft auch übertrieben positiv dargestellt werden. Mit Filtern und bestimmten Kamera-Winkeln kann zudem oft getrickst werden, damit bestimmte Situationen noch spektakulärer oder das Aussehen perfekter wirken.
Unangemessene Inhalte: Auch wenn viele soziale Netzwerke Inhalte filtern, kann es doch passieren, dass dein Kind auf Beiträge stösst, die nicht für sein Alter bestimmt sind. Zudem kann es vorkommen, dass es auf Leute trifft, die online gezielt Hass verbreiten. Ermutige dein Kind bei solchen Ereignissen zu dir zu kommen, damit ihr zusammen das Erlebte einordnen könnt und ggf. Lösungen findet.
Ungesundes Nutzungsverhalten: Manche Jugendliche können sich nur schwer von sozialen Netzwerken losreissen. Sie haben Angst, etwas zu verpassen und verlieren sich in der Welt der Bilder und Videos. Deshalb empfiehlt es sich, von Anfang an die Bildschirmzeit durch Medienregeln zu begrenzen und einen Ausgleich im Alltag z. B. durch Hobbys zu schaffen.
Es ist ganz verständlich, dass du dein Kind vor den Gefahren von Social Media bewahren möchtest. Ein striktes Verbot dieser Plattformen ist jedoch nicht ratsam. Besser ist es, wenn du diesen Teil des Internets zusammen mit deinem Kind erkundest und es auf seinem Weg begleitest. So kannst du sicher sein, dass es Gefahren erkennt und sich bei dir Hilfe sucht.
Überblick über soziale Medien: Welche sozialen Netzwerke gibt es?
Für Eltern ist es nicht leicht, die sich ständig wandelnde Welt der sozialen Medien im Blick zu behalten. Regelmässig kommen neue Funktionen hinzu oder ganz neue soziale Netzwerke werden aufgebaut. Daher stellen wir dir nachfolgend die beliebtesten sozialen Netzwerke bei Kindern und Jugendlichen vor.
WhatsApp ist einer der beliebtesten Messenger-Dienste. Allerdings wurde hier die gesetzliche Altersbegrenzung offiziell auf 16 Jahre angehoben. Zudem steht WhatsApp aus Datenschutz-Gründen öfter in der Kritik. Gute Alternativen für Kinder sind der Signal-Messenger, Threema oder Wire.
Auf TikTok werden kurze Videoclips hochgeladen, die entweder der Unterhaltung dienen oder informativ bzw. inspirativ sind. Die Videos sind dabei ansprechend aufgearbeitet, mit Filtern versehen und oft auch mit Musik untermalt. Der Algorithmus von TikTok erkennt die Interessen und Vorlieben eines Users und spielt dann in einer Endlosschleife Videos aus, die dem Nutzer gefallen können.
Diese Funktionen bietet TikTok:
Videos hochladen und bearbeiten (Filter nutzen, Musik hinterlegen etc.)
Videos anderer Nutzer in das eigene Video einbinden (z. B. als Videoantwort)
Private Nachrichten versenden
Reaktion auf Videos hinterlassen (z. B. liken, kommentieren, Videos teilen und dem User folgen)
Beliebten Usern Trinkgeld spenden
Ab wieviel Jahren ist TikTok?: Für TikTok sollten Kinder mindestens 13 Jahre alt sein, jedoch brauchen User unter 18 Jahren die Einverständniserklärung der Eltern (dies wird von TikTok nicht kontrolliert).
Was ist Instagram? Das soziale Netzwerk für Fotos
Auf Instagram werden vorrangig Fotos veröffentlicht, die das Leben der User und deren Erlebnisse zeigen. Auch informative Beiträge und kurze Videoclips sind auf Instagram zu finden. Zudem ist Instagram von der Story-Funktion geprägt. Hier können Nutzer Fotos und kurze Videos für 24 Stunden teilen, bevor sie sich selbst löschen.
Diese Funktionen bietet Instagram:
Fotos & Videos hochladen und bearbeiten (z. B. mit Filtern)
Zeitlich begrenzte Storys veröffentlichen
Private Nachrichten versenden
Reaktion auf Beiträge hinterlassen (z. B. liken, kommentieren und dem User folgen)
Ab wieviel Jahren ist Instagram?: Für Instagram sollten Kinder mindestens 13 Jahre alt sein, jedoch brauchen User unter 18 Jahren die Einverständniserklärung der Eltern (dies wird von Instagram nicht kontrolliert).
Was ist Snapchat? Zeitlich begrenzt Fotos & Videos teilen
Snapchat war der Vorreiter im Feld der temporär veröffentlichten Inhalte und lustigen Filtern. Auf dem sozialen Netzwerk können User Bilder und Videos für eine von ihnen bestimmte Zeit entweder privat mit anderen Nutzern oder mit allen Usern teilen, die ihnen folgen. Das macht das Netzwerk sehr schnelllebig und damit interessant für Kinder und Jugendliche.
Diese Funktionen bietet Snapchat:
Fotos & Videos hochladen und bearbeiten (z. B. mit Filtern), die veröffentlichten Beiträge löschen sich jedoch automatisch nach spätestens 24 Stunden
Private Nachrichten versenden
Ab wieviel Jahren ist Snapchat?: Für Snapchat sollten Kinder mindestens 13 Jahre alt sein, jedoch brauchen User unter 18 Jahren die Einverständniserklärung der Eltern (dies wird von Snapchat nicht kontrolliert).
Soziale Netzwerke für Kinder eigenen sich gut, um deinem Kind den Einstieg in das Miteinander online zu erleichtern. Empfehlenswerte Plattformen sind zum Beispiel der Chat von www.kika.de (für Kinder von 8 bis 16 Jahre) und seitenstark.de/kinder/themenwelt/mach-mit/chats-communities.
Umgang mit sozialen Medien: Erste Schritte für Familien
Ab wann dein Kind bereit für soziale Medien ist, hängt davon ab, wie reif es im Umgang mit Medien ist. Du als Elternteil kannst dabei am besten abschätzen, ob dein Kind Spass an sozialen Netzwerken haben würde oder ob es noch überfordert wäre. Wenn ihr gemeinsam entscheidet, einen Schritt in die Welt von Social Media zu setzen, solltest du dein Kind dabei anfangs eng begleiten und im Umgang mit sozialen Medien schulen:
Mach dich zuerst selbst mit dem sozialen Netzwerk vertraut. Sieh dir dabei die Inhalte und die anderen User an und wäge ab, ob das Netzwerk zu deinem Kind passt. Auch über die Testphase hinaus ist es ratsam, dass du dich mit dem sozialen Netzwerk beschäftigst, damit du besser verstehst, was dein Kind online tut.
Legt das Profil deines Kindes zusammen an. Sucht dabei die sichersten Privatsphäre-Einstellungen aus, um dein Kind online zu schützen und veröffentlichte Beiträge nur für einen ausgewählten Zuschauer-Kreis sichtbar zu machen.
Damit sich dein Kind langsam selbstständig zurechtfindet, könnt ihr vereinbaren, dass es zunächst nur ein stiller Beobachter ist. Mit der Zeit könnt ihr dann auch die ersten Beiträge veröffentlichen.
Rede mit deinem Kind darüber, dass es Beiträge und andere User stets kritisch hinterfragen soll. Oft wird eine heile Welt dargestellt oder User geben sich für jemanden aus, der sie nicht sind. Ein skeptischer Blick hinter die Fassade sollte daher von Anfang an trainiert werden.
Legt zusammen Medienzeiten fest und achte darauf, dass dein Kind genügend Abwechslung im Alltag wahrnimmt. Einigt euch zudem gemeinsam auf einige Regeln, die dein Kind online einhalten sollte (z.B. nicht die Adresse veröffentlichen und keine Freunde annehmen, die dein Kind im echten Leben nicht kennt).
Beim Thema soziale Netzwerke solltest du nach dem ersten gemeinsamen Einstieg deinem Kind stückchenweise mehr Kontrolle überlassen. Biete dich trotzdem regelmässig als Gesprächspartner bei Problemen an. So zeigst du, dass du deinem Kind vertraust und ihm bei Schwierigkeiten zur Seite stehst. Auf diese Weise kann dein Kind eigene Erfahrungen sammeln und seine Medienkompetenz weiter schulen. Bindet soziale Netzwerke in euer tägliches Leben ein und redet zum Beispiel darüber, was ihr online angesehen habt. So bleibt ihr ganz von selbst über soziale Netzwerke im Gespräch und du erfährst, was dein Kind online erlebt.
Fazit: Umgang mit sozialen Medien Schritt für Schritt lernen
Wenn Kinder den Umgang mit sozialen Medien schrittweise lernen, halten diese Plattformen für Heranwachsende viele Vorteile bereit. Wichtig ist, dass du dein Kind anfangs begleitest und dich selbst mit den sozialen Netzwerken vertraut machst. So kannst du deinem Kind die Funktionen erklären und die richtigen Privatsphäre-Einstellungen vornehmen. Nachdem ihr feste Regeln für Medienzeiten und den richtigen Umgang mit anderen Usern festgelegt habt, steht einer sicheren Social-Media-Nutzung nichts mehr im Weg.
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Quellen
www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2021/JIM-Studie_2021_barrierefrei.pdf
(aufgerufen am 08.08.2022)
https://www.ins-netz-gehen.info/soziale-netzwerke/uebersicht-fuer-eltern/
(aufgerufen am 08.08.2022)
https://www.jugendundmedien.ch/themen/kommunizieren
(aufgerufen am 08.08.2022)
https://www.konsumentenschutz.ch/online-ratgeber/whatsapp-messenger-alternativen/
(aufgerufen am 08.08.2022)
https://www.familie.de/kleinkind/grundregeln-sozialer-netzwerke/
(aufgerufen am 08.08.2022)
https://www.jugendundmedien.ch/digitale-medien/soziale-medien
(aufgerufen am 08.08.2022)
Bildquellen
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