Pilgern für Anfänger
Bei einer Pilgerreise handelt es sich um eine religiöse Tradition, die bereits seit Jahrhunderten gepflegt wird. Traditionell suchen Pilger auf ihrem Weg Erleuchtung, Erlösung oder die Rückbesinnung auf ihren Glauben. Vermehrt brechen zahlreiche Menschen aber auch ohne religiöse Motive zu einer Wallfahrt auf und nutzen die Zeit zur Selbstreflexion oder Neuorientierung. Wie viele erfahrene Pilger berichten, kann der Pilgerweg zu einer einmaligen und bereichernden Erfahrung werden – dazu ist jedoch eine gründliche Vorbereitung notwendig. In diesem Artikel sammeln wir daher die wichtigsten Planungstipps für Pilger-Anfänger – von der Auswahl der richtigen Strecke bis zur Ausrüstung.
Pilgern für Anfänger: Aus welchen Gründen gehen Menschen auf eine Pilgerreise?
Für viele Pilger stehen spirituelle Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Glauben bei ihrer Pilgerreise natürlich im Vordergrund. Allerdings pilgern auch immer mehr Menschen, die nicht religiös sind und dementsprechend andere Ziele auf ihrer Reise verfolgen. Der Übergang in eine neue Lebensphase (z. B. nach dem Schul- oder Studienabschluss), der Wunsch nach Selbstreflexion, die Bewältigung eines Schicksalsschlags oder einfach nur die ersehnte Auszeit vom Alltagsstress sind häufige Motivationen für Pilger und beeinflussen religiöse und nicht-religiöse Menschen gleichermaßen. Somit kann das Pilgern unabhängig von der Glaubensrichtung eine sehr wertvolle und bereichernde Erfahrung sein.
Viele Pilger sehnen sich nach Entschleunigung, nutzen die Gelegenheit zur Selbstfindung oder erleben unterwegs eine tiefere Verbindung mit der Natur. Auch wenn sich Pilgerreisen also im weitesten Sinne als eine Form des Weitwanderns definieren lassen, wird die Spiritualität beim Pilgern stärker gewichtet als die rein sportliche Leistung.
Pilgern für Anfänger: Was gibt es bei der Planung zu beachten?
Bevor du dich auf deinen ersten Pilgerweg begibst, ist eine gründliche Planung notwendig. Schließlich handelt es sich bei den meisten Wallfahrtswegen um anspruchsvolle Strecken, die verhältnismäßig wenig Komfort bieten. Daher solltest du zunächst folgende Fragen für dich beantworten:
Wie viel Zeit hast du für deinen Pilgerweg zur Verfügung?
Kurze Pilgerwege oder einzelne Etappen lassen sich in wenigen Tagen oder Wochen bewältigen, andere Wallfahrtswege dauern 30 Tage oder mehr:
Wenn du zum Beispiel nur ein verlängertes Wochenende oder ein bis zwei Urlaubswochen pilgern möchtest, solltest du nach geeigneten Strecken für Kurzzeitpilger Ausschau halten.
Möchtest du eine weitere Strecke oder sogar einen gesamten Weg von seinem Ursprungs- zum Zielort wandern, kann es ratsam sein, eine längere Auszeit (etwa in Form eines Sabbaticals) dafür zu nutzen.
Wie viel darf deine Pilgerreise kosten?
Wie teuer eine Pilgerreise ist, hängt von der Dauer, dem gewählten Pilgerweg, der Reisesaison sowie von deinem gewünschten Komfortlevel ab. Gibt es entlang des Weges günstige Pilgerherbergen und setzt du hauptsächlich auf einfache Mahlzeiten, sind die Kosten für gewöhnlich geringer als bei Übernachtungen in Pensionen.
Deine persönlichen Vorlieben und die Voraussetzungen am Pilgerweg beeinflussen also stark, wie viel Geld du in deine Pilgerreise investieren musst. Da es für viele Pilger ein wichtiger Teil der Erfahrung ist, genügsam zu leben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sind die Kosten jedoch nicht mit denen einer klassischen Urlaubsreise gleichzusetzen.
Wie schätzt du deine körperliche Fitness ein?
Wenn du noch unerfahren im Weitwandern bist, solltest du dir Pilgerwege für Anfänger aussuchen, bei denen dich nur wenige Höhenmeter und/oder technisch schwierige Passagen erwarten. Aber auch bei Wegen, die als einfach bewertet werden, solltest du vorab bewusst daran arbeiten, deine körperliche Fitness zu verbessern.
Such dir dazu am besten Tageswanderungen aus, die in einem ähnlichen Terrain verlaufen, wie dein geplanter Pilgerweg. Versuche dich kontinuierlich zu steigern, bis du auch längere oder schwierigere Streckenabschnitte bewältigen kannst, die mit deinen geplanten Etappen vergleichbar sind. Am besten trägst du dabei schon deinen gepackten Pilgerrucksack und deine Wanderschuhe für die Pilgerreise, um eine realistische Vorstellung von der Anstrengung zu haben.
Welche Kriterien sollte ein Pilgerweg für Anfänger aufweisen?
Wie anspruchsvoll ein spezifischer Pilgerweg ist, hängt nicht nur von der Länge der Strecke und der Schwierigkeit ab, sondern auch von der Infrastruktur entlang des Weges. Einige Pilgerwege sind etwas ursprünglicher, während andere touristisch stärker erschlossen sind.
Bedenke dabei auch, dass populäre Streckenabschnitte in der Hochsaison sehr stark besucht sein können, wodurch Plätze in Pilgerunterkünften schnell belegt sind.
Wie solltest du dir die Etappen auf deiner Pilgerreise einteilen?
Informiere dich genau über deinen gewählten Pilgerweg. Besorge dir Kartenmaterial oder verwende einen Pilgerführer, in dem du genaue Informationen zu den einzelnen Etappen sowie Herbergen und Versorgungsstationen (beispielsweise Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten, Wasserstellen) entlang des Weges finden kannst.
Plane deine Strecke sorgfältig und plane je nach Dauer deiner Pilgerreise auch Ruhetage ein.
Wähle angemessene Etappenziele, um eine Überanstrengung zu vermeiden. Im Durchschnitt legen Pilger etwa 20 bis 25 Kilometer pro Tag zurück.
Beachte, dass verschiedene Faktoren, wie dein Fitnesslevel, das Rucksackgewicht, aber auch die Beschaffenheit des Weges oder das Wetter deine mögliche Laufgeschwindigkeit beeinflussen.
Beginne deine Pilgerreise mit kürzeren Etappen, um dich an die Herausforderung gewöhnen zu können. Als Beispiel: Wenn es dein Ziel ist, jeden Tag 20 Kilometer zu laufen, solltest du dennoch mit einer Etappe von maximal 10 Kilometern beginnen.
Welche Ausrüstung benötigst du als Pilger-Anfänger?
Wenn du bereits Erfahrungen im Weitwandern gesammelt hast, besitzt du häufig schon einen Großteil der nötigen Ausrüstung für eine Pilgerreise. Wie bei vielen anderen Aspekten einer Wallfahrt zählt auch beim Rucksackpacken die Devise: Weniger ist mehr. Da du deinen Rucksack für viele Tage oder sogar Wochen auf dem Rücken trägst, solltest du nur das nötigste Equipment einpacken, um Gewicht zu sparen.
Rucksack: Mehr als 10 Kilogramm sollte dein Rucksack im Idealfall nicht wiegen – noch besser sind 7 oder 8 Kilogramm. Der Rucksack selbst sollte ein Fassungsvermögen von etwa 30 bis 40 Litern haben und ein geringes Eigengewicht aufweisen.
Wanderschuhe: Bequeme Wanderschuhe, die deinen Knöcheln ausreichend Halt bieten, sind unverzichtbar für eine Pilgerreise. Deine Schuhe solltest du bereits eingelaufen haben, bevor du aufbrichst.
Vorräte: Damit du während des Wanderns gut versorgt bist, solltest du stets ausreichend Wasser und etwas Verpflegung dabeihaben (z. B. Nüsse, Energieriegel, Trekking-Nahrung).
Spezielle Pilger-Ausrüstung: Ein Pilgerführer ist eine wichtige Orientierungshilfe. Einen Pilgerpass benötigst du hingegen, um in den speziellen Pilgerherbergen (oft vergünstigt) einen Schlafplatz zu erhalten. Weiterhin kannst du natürlich Symbole für deine Pilgerreise mit dir führen – etwa eine Jakobsmuschel, wenn du auf dem Camino unterwegs bist.
Vom Schlafsack über Wanderstöcke bis zur Taschenlampe – welche Wanderbekleidung, Sicherheitsausrüstung und Hygieneartikel du bei einer Weitwanderung außerdem im Gepäck haben solltest, haben wir noch einmal in unserer praktischen Wander-Packliste detailliert aufgelistet.
Pilgerwege für Anfänger: Welche Strecke ist am besten geeignet?
Such dir zunächst einen Pilgerweg aus, der für Anfänger geeignet ist und schätze dabei deine Fähigkeiten möglichst realistisch ein. Welche Strecke für den einzelnen Pilger schaffbar ist, hängt natürlich vom individuellen Fitness-Level und der eigenen Erfahrung ab. Allerdings gibt es verschiedene empfehlenswerte Pilgerwege für Anfänger, die aufgrund ihrer Anforderungen oder Infrastruktur einen guten Einstieg bieten.
Europäische Pilgerwege für Anfänger
Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten Pilgerwege weltweit, verfügt über eine durchgehende Markierung und besitzt mit zahlreichen Pilgerunterkünften entlang des Weges eine anfängerfreundliche Infrastruktur:
Als ideale Pilgerwege für Anfänger gelten der kurze, aber abwechslungsreiche Camino Ingles (120 Kilometer) und der landschaftlich reizvolle Caminho Português (240 Kilometer). Diese Jakobswege sind in ein bzw. zwei Wochen schaffbar und eignen sich daher auch für Kurzzeit-Pilger.
Pilgerwege in Österreich für Anfänger
Für Pilger-Anfänger ist es natürlich besonders vorteilhaft, wenn ihr Weg nicht mit einer langen Anreise verbunden ist. Pilgerwege „vor der Haustür“ sind besonders gut geeignet, um dich mit dem Pilgern bzw. Weitwandern vertraut zu machen. Die Pilgerwege in Österreich sind für gewöhnlich gut beschildert. Unterkunft findest du in speziellen Pilgerherbergen oder vereinzelt auch in Pfarr- und Gemeindehäusern. Einige Beispiele für beliebte Pilgerwege in Österreich sind:
Romediusweg: 180 km langer Pilgerweg von Thaur zum Wallfahrtsort San Romedio entlang den Spuren des heiligen Romedius
Franziskusweg Weinviertel: 135 km langer Pilgerweg durch das südliche Weinviertel, zu Ehren von Papst Franziskus I. und den traditionellen Besonderheiten der Region
Granitpilgern: 90 km langer Rundweg mit Start- und Endpunkt am Pilgermonument St. Martin im Mühlkreis, auf dem Pilger Ruhe und Entschleunigung finden
Jakobsweg Kärnten: 250 km langer Abschnitt des Jakobswegs mit geringen Höhenunterschieden, auf dem sich 7 Jakobskirchen befinden
Sonntagbergweg: 78 km langer Wanderweg von der Wallfahrtskirche Maria Taferl zu Österreichs zweitgrößter Wallfahrtskirche, der Basilika am Sonntagberg
Fazit: Pilgern für Anfänger braucht eine gründliche Vorbereitung
Eine Pilgerreise ist eine lohnenswerte Erfahrung, aber auch anspruchsvoll. Nimm dir daher in der Planungsphase ausreichend Zeit, um dich körperlich und mental auf deine Pilgerreise vorzubereiten. Dabei kann es auch sehr hilfreich sein, Erfahrungsberichte von anderen Pilgern zu lesen oder dich in Foren auszutauschen. Auch wenn Pilgern für Anfänger eine Erfahrung ist, die von der Einsamkeit und der Möglichkeit zur Selbstreflexion lebt, ist es auch sehr bereichernd, sich mit anderen Pilgern zu verknüpfen. Wenn du möchtest, hast du oft auch die Möglichkeit, gemeinsam mit erfahrenen Pilgern deinen Weg zu beschreiten.
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Quellen und weiterführende Informationen
https://www.wandern.de/inspiration/auf-dem-jakobsweg-pilgern/pilgern-jakobsweg-von-z
(abgerufen am 29.04.2024)
https://www.jakobsweg.de/packliste/
(abgerufen am 29.04.2024)
https://www.camino-de-santiago.info/tipps-f%C3%BCr-einsteiger-1/
(abgerufen am 29.04.2024)
https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/selbstbewusstsein/pilgern-auf-dem-jakobsweg-ausruestung-und-tipps/
(abgerufen am 29.04.2024)
https://magazin.dak.de/beim-pilgern-ist-der-weg-das-ziel/
(abgerufen am 15.04.2024)
https://jakobsweg-lebensweg.de/jakobsweg-fuer-anfaenger/
(abgerufen am 29.04.2024)
https://www.pilgerwege.at/pilgern-oesterreich/
(abgerufen am 29.04.2024)
Bildquellen in chronologischer Reihenfolge im Text
Titelbild: Diego Cervo – stock.adobe.com
1. Bild im Text: Armando Oliveira – stock.adobe.com
2. Bild im Text. Anna_Barynina – stock.adobe.com
3. Bild im Text: Armando Oliveira – stock.adobe.com