Indoor-Klettern – Tipps für die Kletterhalle
Entlang einer Route aus bunten Griffen und Tritten führt Dich Dein Weg in der Kletterhalle bis ganz an die Spitze der hohen Kletterwände. Von dort aus kannst Du nicht nur einen fantastischen Blick über die bunte Kletterhalle genießen, sondern auch auf die Strecke zurückblicken, die Du gemeistert hast. Nach der Anstrengung liegt ein ganzheitliches körperliches und mentales Training hinter Dir. Indoor-Klettern ist eine Teamsportart, die nicht nur großen Spaß macht und gesundheitliche Vorteile bringt, sondern auch individuell auf Dein Leistungsniveau anpassbar ist. Wir erklären Dir hier, was Du über das Indoor-Klettern wissen musst.
Vorteile & Anforderungen des Indoor-Kletterns
An der Kletterwand im Indoor-Bereich kann jeder mit einem kundigen Sicherungspartner nach Herzenslust klettern. Egal ob im Kindes- oder Seniorenalter – der Klettersport kann in jedem Lebensabschnitt ausgeübt werden, da er die Stützmuskulatur stärkt und den ganzen Körper effektiv trainiert [1]. Wer also schwindelfrei ist und gern sportlich und mental über sich hinauswachsen möchte, findet im Klettern ein geeignetes Hobby.
Klettern am Seil ist ein Teamsport. Für eine sogenannte Seilschaft werden immer zwei Parteien benötigt: ein Kletterer, der die Wand erklimmt, und ein Sichernder am Boden, der die Zugabe des Seils und das Abseilen koordiniert. Beide müssen die nötigen Grundlagen beherrschen, damit sie selbstständig in der Kletterhalle klettern dürfen. Dies wird in vielen Hallen vom Personal geprüft.
Wie auch beim Bouldern (dem Klettern in Absprunghöhe) gehört zum Klettern eine gute Technik, wie das richtige Zugreifen und ein sauberes Antreten. Diese kann fehlende Kraft oft ausgleichen und hilft Dir so, die Route sauber nach oben zu klettern. Da hier längere Distanzen zurückgelegt werden, wird nicht nur Deine Kraft, sondern auch die Ausdauer geschult. Zudem kannst Du in luftigen Höhen über Dich hinauswachsen und Selbstvertrauen dazugewinnen.
Damit Du erfolgreich mit dem Klettern am Seil in der Kletterhalle beginnen kannst, solltest Du folgende Voraussetzungen besitzen:
Lernbereitschaft: Beim Indoor-Klettern musst Du natürlich erst die Grundlagen und Sicherheitsregeln erlernen, damit Du sicher klettern kannst.
Gutes Körpergefühl: Damit Du an das Ziel Deiner Kletterroute gelangen kannst, ist es wichtig, dass Du stets fokussiert bleibst. Zudem solltest Du wissen, welche Griffe und Tritte Du verwenden und wie Du sie erreichen kannst.
Konzentrationsvermögen: Egal ob als Kletterer an der Wand oder als Sichernder am Boden – beide Parteien müssen während der Klettersession immer konzentriert bleiben und ihre Aufgaben genau erfüllen.
Tipp: Einen Kletterpartner kannst Du entweder bei Kletterkursen, über Suchanzeigen in Kletterhallen oder über Kletter-Portale im Internet finden.
Die richtige Kletterausrüstung
Die Kletterwände im Indoor-Bereich sind meist circa 50 Meter hoch und ermöglichen es Dir so, größere Distanzen hinter Dich zu bringen und ausgiebig zu klettern. Damit Du bei Deiner Klettersession immer sicher unterwegs und vor Stürzen geschützt bist, benötigst Du eine umfangreiche Kletterausrüstung. Wir haben hier die wichtigsten Komponenten aufgelistet [2]:
Kletterschuhe: Diese speziellen Schuhe haben eine enge Passform und geben Dir Halt auf den Tritten der Kletterwand. Wähle einen Kletterschuh, der zwar eng, aber nicht unangenehm sitzt.
Klettergurt: Der Klettergurt verbindet Dich mit dem Seil und somit mit dem Sichernden und fängt Dich bei einem Sturz auf. Ein guter Klettergurt sollte richtig passen und trotzdem Bewegungsfreiheit bieten sowie den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen.
Sicherungsgerät: Sicherungsgeräte gehören in jede Kletterausrüstung. Das Sicherungsgerät verbindet den Sichernden mit dem Kletterpartner und regelt die Seilzugabe. Wichtig beim Sicherungsgerät ist, dass Du es korrekt bedienen kannst und dass die Karabiner dazu passen.
Kletterseil: Hochwertige Kletterseile sind elastisch, leicht und dehnbar, sodass sie einen Sturz abfedern. Je nach Kletterhalle werden verschiedene Seillängen gefordert.
Chalkbag & Chalk: In dem Chalkbag bewahrst Du das Magnesium (Chalk) auf, welches den Schweiß von Deinen Händen entfernt, damit Du beim Klettern nicht abrutschst.
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Bedenke, dass...
Beim Indoor-Klettern solltest Du halbautomatische Sicherungsgeräte verwenden. Diese bieten einen verbesserten Schutz, indem Sie zusätzliche Bremskraft anwenden und so auch das Ablassen erleichtern.
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In vielen Kletterhallen kannst Du Dir auch die passende Kletterausrüstung ausleihen. So kannst Du erstmal unkompliziert das Indoor-Klettern testen und später Dein eigenes Equipment zusammenstellen.
Sicherheit beim Indoor-Klettern und in der Kletterhalle
Kletter-Anfänger finden in Kletterhallen perfekte Voraussetzungen, um sich diesem neuen Hobby zu widmen, bevor sie sich nach draußen an den Fels trauen. Die Kletterhalle bietet ein sicheres Umfeld und verschiedene Routen, die im Schwierigkeitsgrad variieren und sich so perfekt an Deinen Trainingsstand anpassen. Zudem ist das Personal immer zur Stelle und ein kompetenter Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.
Ein Kletterkurs ist der beste und einfachste Weg, um in das Hobby Klettern einzusteigen. In Kletterhallen im Indoor- und Outdoor-Bereich werden diese mehrtätigen Kletterkurse regelmäßig angeboten. Sie vermitteln Dir das nötige Wissen, um selbstständig klettern und sichern zu können. Fachkundige Ausbilder des Deutschen Alpenvereins e.V. können Dir nach einer erfolgreichen Teilnahme sogar einen offiziellen Kletterschein für das Toprope- und für Fortgeschrittene für das Vorstieg-Klettern ausstellen [3].
Beim Toprope-Klettern ist das Sicherungsseil am Routenende in den Umlenker eingehängt und kann vom Sichernden während des Kletterns straff gehalten werden. Dies ermöglicht die größtmögliche Sturzsicherung und ist daher für Anfänger gut geeignet. Ein weiterer Vorteil ist, dass Du Dich jederzeit ins Seil setzen und Dich ausruhen kannst. Beim Vorstieg ist das Seil nicht am Routenende eingehängt, sondern muss von Dir mitgenommen und in die Zwischensicherungen eingeklemmt werden. So musst Du Dich aufs Klettern und Sichern gleichzeitig konzentrieren. Der Sichernde wiederum muss dabei das Seil in der richtigen Länge ausgeben, damit nicht zu viel Schlappseil entsteht.
Hast Du das nötige Grundwissen erlangt, solltest Du folgende Sicherheitsregeln immer beachten [4]:
Vor dem Klettern einen Selbst- und einen Partnercheck durchführen (Gurtverschlüsse, Anseilpunkt und -knoten, Karabiner und Sicherungsgerät und das Seilende überprüfen)
Immer eine klare Kommunikation mit dem Sichernden aufrechterhalten und sich vorher auf Handzeichen einigen
Beim Toprope-Klettern immer zwei Karabiner nutzen
Immer die Zwischensicherungen einhängen, möglichst auf Hüfthöhe und nicht überstreckt
Nicht Seil auf Seil verwenden, immer nur ein Seil in den Umlenker einhängen
Das Sicherungsgerät korrekt bedienen und immer eine Hand am Bremsseil lassen
Zudem gibt es einige Kletterhallenregeln, die das Klettern im Indoor-Bereich organisieren und Unfälle vermeiden:
Sturzraum immer freihalten
Den Sichernden genügend Platz lassen
Beschädigte Griffe, Platten und Kletterausrüstung dem Personal melden
Griffe und Tritte nicht verändern
Nicht seilfrei klettern
Nur bei entsprechenden Kenntnissen im Vorstieg klettern
Kletterausrüstung muss den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen
Nur mit sauberen Turn- oder Kletterschuhen klettern
Andere auf Fehler freundlich aufmerksam machen
Stets Rücksicht auf andere nehmen und umsichtig klettern
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Stell sicher, dass...
Vor einer Klettersession solltest Du Dich immer gründlich aufwärmen, damit Du Deine Muskeln und Sehnen nicht verletzt.
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Tipps zum Klettern mit Kindern
Zeigt Dein Kind großes Interesse am Klettern, dann ist das Bouldern ein guter Einstieg. Beim Bouldern kann es wichtige Klettertechniken erlernen, die es später beim Klettern am Seil braucht.
Als Richtwert gilt: Mit circa sieben Jahren sind sie bereit, an der Kletterwand für Kinder loszulegen. Das Klettern stärkt dabei nicht nur die Beweglichkeit, Kraft und Koordination Deines Kindes, sondern schult auch sein Konzentrationsvermögen und das Verantwortungsgefühl. Somit ist das Klettern für Kinder ein guter Ausgleich zum Schulalltag und vermittelt wichtige Kompetenzen.
In Kletterkursen und -trainings für Kinder lernt Dein Kind zusammen mit Gleichaltrigen, worauf es beim Klettern achten muss und wie es andere Kinder richtig sichern kann. Die Grundlagen des Kletterns lernen Kinder sehr schnell und mit Freude. Wichtig ist, dass Du Deinem Kind erklärst, welche Verantwortung es beim Klettern und Sichern für sich und andere trägt. Zusätzlich solltest Du es regelmäßig an die wichtigsten Sicherheitsregeln sowie den Partnercheck erinnern.
Möchtest Du Dein Kind beim Klettern unterstützen, dann solltet Ihr spielerisch an das Klettern herangehen und Euch zusammen über Erfolge freuen. Versucht auch gemeinsam eine Strategie zu entwickeln, wie Ihr Herausforderungen kindgerecht lösen könnt – zum Beispiel durch Belohnungen oder durch Motivationssprüche. Beim Sichern solltest Du als Elternteil das „weiche Sichern“ beherrschen und so harte Fangstöße verhindern, wenn Dein Kind beim Klettern abrutscht.
Natürlich benötigen Kinder auch eine Kletterausrüstung. Diese sollte auf sie zugeschnitten sein und folgendes beinhalten [5]:
Kletterschuhe für Kinder, die bequem sitzen und das Wachstum der Füße nicht einengen
Klettergurt für Kinder, der an den Beinschlaufen und am Hüftgurt verstellbar ist und so mitwachsen kann
Sicherungsgerät für Kinder, das leicht verständlich und einfach zu bedienen ist
Kletterhelm für Kinder, zum zusätzlichen Schutz des Kopfes
Fazit
Klettern ist ein guter Ausgleichssport für Jung und Alt, der nicht nur den gesamten Körper, sondern auch den Geist trainiert. Möchtest Du mit dem Klettern im Indoor-Bereich beginnen, dann solltest Du Dir in einem Kletterkurs die Grundlagen zeigen lassen und einen Kletterschein ablegen. Nimm während Deiner Klettersessions Rücksicht auf andere und beachte die Sicherheitsregeln, damit Du und Dein Partner zusammen viel Freude an diesem vielseitigen Hobby haben könnt.
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Quellen und weiterführende Literatur:
[1] https://www.wanderfit.de/wanderwissen/klettern-und-bouldern
(abgerufen am 07.01.20)
[2] https://www.besserklettern.com/klettern-lernen/
(abgerufen am 07.01.20)
[3] https://www.alpenverein.de/bergsport/sicherheit/klettern/sicher-toprope-und-vorstieg-dav-kletterscheine_aid_10530.html
(abgerufen am 07.01.20)
[4] https://www.alpenverein.de/chameleon/public/6bf1769f-6680-d1aa-e516-bddba826310b/1507-Sicher-klettern-Faltblatt_OL_26579.pdf
(abgerufen am 07.01.20)
[5] https://www.klettern.de/klettertraining/klettern-mit-kindern/
(abgerufen am 07.01.20)
Bildquellen:
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