Die bunte und abwechslungsreiche Welt der Videospiele zieht Kinder und Jugendliche nur allzu leicht in ihren Bann. Bei der Allgegenwärtigkeit der digitalen Medien ist es wichtig, dass andere Freizeitaktivitäten wie das Treffen mit Freunden, Sport, Familienausflüge oder auch schulische und häusliche Verpflichtungen nicht in Vergessenheit geraten. Hier liest Du, wie ein gesunder Umgang mit Videospielen im Familienalltag möglich ist und welche Medienregeln Ihr gemeinsam aufstellen könnt, um einen abwechslungsreichen Alltag zu ermöglichen.
Unabhängig vom Kenntnisstand oder den persönlichen Gaming-Vorlieben der Eltern sollte Kindern ein gemäßigter und reflektierter Umgang mit Videospielen ermöglicht werden. Weder rigorose Verbote noch totale Nichteinmischung sind in der Medienerziehung ratsam. Bei bestehenden Wissenslücken seitens ihrer Eltern gewinnen Kinder schnell den Eindruck, dass Regeln nur willkürlich oder aufgrund von Vorurteilen aufgestellt werden. Sie verstehen daher oft die Wichtigkeit dieser Einschränkungen nicht. Daher ist es in jedem Falle hilfreich, wenn Du Dich zu diesem Thema informierst und Dich so der Erfahrungswelt Deines Kindes annäherst.
So könnt Ihr Videospiele im Familienalltag aktiv thematisieren:
Versuche, die Faszination Deines Kindes für ein bestimmtes Videospiel zu verstehen. Zeige dabei nicht nur oberflächliches Interesse. So kannst Du auch im Bereich Gaming für Dein Kind zur Vertrauensperson und zum ersten Ansprechpartner werden.
Überlasse Deinem Kind die Expertenrolle, wenn es Dir bestimmte Spielinhalte oder Elemente erklärt. Diese Erfahrung ist für Dein Kind sehr ermutigend und regt es dazu an, seine Interessen ehrlich zu teilen.
Informiere Dich über das betreffende Spiel oder probiere es sogar mal selbst aus. Das hilft insbesondere bei der Einschätzung, ob ein Videospiel altersgerecht ist.
Begründe, warum Du Deinem Kind ein bestimmtes Spiel (noch) nicht erlaubst.
Wenn Du Dich bereits mit einem bestimmten Videospiel auseinandergesetzt hast, kannst Du Deinem Kind den Sinn bestimmter Verbote oder Beschränkungen auch besser vermitteln. Welche Regeln Ihr gemeinsam für Eure Familie aufstellen wollt, hängt von Eurer individuellen Situation ab: Wie sehr sich Dein Kind z. B. für Videospiele interessiert, wie der Medienkonsum im Allgemeinen geregelt ist und ob eventuell bereits ein problematisches Verhalten vorliegt.
Etwa 56 % der deutschen Familien spielen regelmäßig gemeinsam auf der Konsole, am Smartphone oder am PC. Gaming als Familienaktivität kann Eltern dabei helfen, die Interessen und Vorlieben ihrer Kinder besser kennenzulernen und zu verstehen.
Als Zeitvertreib und Hobby erfreuen sich Videospiele einer ungebrochenen Beliebtheit: Etwa 63 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 spielen täglich oder mehrmals wöchentlich Videospiele am PC, an der Konsole oder auf mobilen Geräten. Da Gaming also im Leben vieler Kinder und Jugendlichen eine wichtige Rolle spielt, wollen Eltern natürlich sichergehen, dass der Videospielspielkonsum in einem gesunden Rahmen stattfindet.
Beobachte also das Gaming-Verhalten Deines Kindes und achte auf Anzeichen, die auf exzessive Videospielnutzung hindeuten. Treten folgende Merkmale gehäuft oder über einen längeren Zeitraum auf, solltest Du gegebenenfalls eingreifen:
Dein Kind klagt häufig über Kopfschmerzen und Verspannungen durch vermehrtes Sitzen und zu lange Bildschirmzeit.
Dein Kind spielt manchmal (heimlich) noch spät abends oder nachts Videospiele und ist dadurch oft müde.
Bei anderen schulischen Aktivitäten oder Hobbys zeigt Dein Kind vermehrt Konzentrationsprobleme.
Auf einen möglichen Entzug der Videospiele reagiert Dein Kind nervös, gereizt oder sogar ungehalten.
Außerhalb des Gaming-Hobbys wirkt Dein Kind eher antriebslos und vernachlässigt vermehrt andere Freizeitbeschäftigungen oder Verpflichtungen.
Dein Kind trifft sich seltener mit Freunden – oder nur zum gemeinsamen Gaming.
Die schulischen Leistungen Deines Kindes haben sich rapide verschlechtert, ohne dass ein anderer Grund ermittelt werden kann.
Natürlich muss nicht jeder Punkt auf Dein Kind zutreffen, damit tatsächlich ein Problem mit der Videospielnutzung vorliegt. Der Übergang zu einem problematischen Nutzungsverhalten kann schleichend sein, so dass Schwierigkeiten erst später sichtbar werden. Besteht eine bestimmte Situation allerdings langfristig oder ist sehr gravierend, solltest Du sofort handeln und mit sinnvollen Regeln entgegenwirken. Versuche Deinem Kind verständlich zu machen, dass Einschränkungen nur seinem Wohl und in vielen Fällen seiner Gesundheit dienen – auch wenn Du vielleicht zunächst auf Gegenwehr triffst.
Die häufigsten Anzeichen für ungesunden Videospiel-Konsum können auch andere Ursachen haben, denen Du nachgehen solltest. Wirkt Dein Kind niedergeschlagen oder zieht sich zurück, kann eine übermäßige Mediennutzung auch nur eine Begleiterscheinung eines anderen Problems sein. Daher solltest Du stets ein offenes Ohr für Dein Kind haben und mögliche Schwierigkeiten einfühlsam ansprechen. Wenn nötig, holt gemeinsam professionelle Hilfe ein.
Für eine gesunde Mediennutzung ist es ausschlaggebend, dass Videospiele nur eine Ergänzung zu anderen Freizeitaktivitäten darstellen. Sportliche Betätigung, Bewegung an der frischen Luft, gemeinsame Zeit mit Freunden und Familie sowie häusliche und schulische Verpflichtungen dürfen nicht zu kurz kommen.
Hast Du den Eindruck, Dein Kind hat Schwierigkeiten mit der gemäßigten Videospielnutzung, kannst Du mit Medienregeln gegensteuern. Finde gemeinsam mit Deinem Kind alters- und situationsgerechte Lösungen und Nutzungszeiten. So erlernt Dein Kind einen eigenverantwortlichen, selbstkritischen und maßvollen Umgang mit Videospielen, ohne den Spaß daran zu verlieren.
Die wichtigsten Medienregeln für den Umgang mit Videospielen und eine Übersicht der empfohlenen Spielzeiten fasst unser PDF noch einmal übersichtlich für Dich zusammen.
Vereinbart einige allgemeingültige Regeln, die von allen Familienmitgliedern eingehalten werden. Folgende Vorkehrungen solltest Du außerdem treffen:
Kostenfallen vermeiden: Verhindere mit angemessenen Sicherheitseinstellungen, dass Deine Kinder die Möglichkeit haben, ohne Deine Zustimmung In-App-Käufe, Microtransactions oder Käufe in Online-Gaming-Stores zu tätigen. Zahlungsinformationen solltest Du daher nicht abspeichern.
Flexible Lösungen finden: Wie viel Zeit Dein Kind mit Videospielen verbringen möchte, kann sich auch von Tag zu Tag ändern. Wenn an einem Regentag ein bisschen länger gespielt wird, kann die Zeit auch an einem anderen Tag durch Verzicht auf Bildschirmzeit gutgemacht werden.
Biete Kompromisse an: Zeige z. B. ein wenig Nachsicht, wenn es um die Spielstandspeicherung geht, die nicht unbedingt zu jedem Zeitpunkt möglich ist. Tritt ein solcher Fall auf, kannst Du Dein Kind ein Kapitel oder einen Abschnitt auch beenden lassen: Solang der Regelübertritt nicht extrem ist und solche Situationen nicht ausgenutzt werden, könnt Ihr Kompromisse schließen.
Mediennutzungsvertrag entwerfen: In einem Mediennutzungsvertrag könnt Ihr z. B. Zeiten für den Videospielkonsum gemeinsam vereinbaren und direkt Konsequenzen bei Regelverstößen festlegen. Vorlagen für Kinder- und Elternregeln sowie flexible Bearbeitungsmöglichkeiten bietet der Generator auf mediennutzungsvertrag.de.
Nutze Videospiele oder andere digitale Medien nicht als Druckmittel. Games sollten also nicht als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden. Trefft stattdessen Vereinbarungen, durch die sich die Mediennutzung nachhaltig verändern kann.
Die bunten Videospielwelten bieten sehr viele Eindrücke, die für jüngere Kinder noch schwer zu verarbeiten sind. Um Dein Kind nicht zu überfordern, ist eine Heranführung an Bildschirmmedien vom Entwicklungsstand Deines Kindes abhängig, wird aber meist ab einem Alter von etwa 4 Jahren empfohlen.
Digitale Spiele (auch Spiele-Apps) sind für Kinder unter drei oder vier Jahren nicht geeignet.
Begleite und unterstütze Dein Kind beim Spielen. Besprecht gemeinsam, was Dein Kind in Videospielen erlebt und gelernt hat.
Wähle kindgerechte Spiele aus, deren Inhalt und Gestaltung familienfreundlich und möglichst fröhlich sind.
Begrenze die Gaming-Zeiten und vergiss dabei nicht, die Bildschirmzeiten anderer Medien mit einzuberechnen. Für Kinder bis 7 Jahren werden höchstens 20 bis 30 Minuten tägliche Medienzeit empfohlen.
In diesem Alter dürfen Kinder schon eine etwas längere Zeit mit Videospielen verbringen. Dabei sollte aber garantiert werden, dass Dein Kind ausreichend andere Aktivitäten zum Ausgleich wahrnimmt: Sportliche Hobbys, Familienausflüge und gerätefreie Zeit mit Freunden sind sehr wichtig, damit das Gaming nicht die zentrale Rolle im Alltag einnimmt.
Richte Dich nach den Altersfreigaben auf Videospielen oder in Online-Stores. Bewerte aber bei jedem Spiel dennoch individuell, ob Dein Kind bestimmten Inhalten bereits gewachsen ist.
Behalte gerade auch bei älteren Kindern im Blick, für welche Spiele sie sich interessieren und wie sie mit verschiedenen Inhalten umgehen können. So kannst Du bei Verhaltensänderungen entsprechend reagieren.
Achte bei actiongeladenen Spielen darauf, dass sie keine starken Gewaltdarstellungen Sport- und Rennspiele können eine temporeiche, aber dennoch gewaltfreie Alternative darstellen.
Lege die Nutzungszeit fest: Bei Kindern bis 10 Jahren sollte die tägliche Bildschirmzeit 60 Minuten nicht überschreiten. Ab 10 Jahren kann auch ein Zeitkontingent für die gesamte Woche festgelegt werden – dann sollte die Medienzeit 9 Stunden pro Woche nicht überschreiten.
Im Jugendalter werden Kinder schrittweise unabhängiger von ihren Eltern und orientieren sich in vielen Bereichen eher am Verhalten ihrer Altersgenossen. Dennoch solltest Du Dein Kind natürlich weiterhin bei der Mediennutzung unterstützen. Passe Regeln gegebenenfalls an die zunehmende Erfahrung Deines Kindes an und finde Raum für Kompromisslösungen.
Geht Dein Kind bereits verantwortungsvoll mit festgelegten Regeln um, kann es sich die Medienzeiten zunehmend selbst einteilen. Richtwerte dienen vor allem der Orientierung, um etwa ein exzessives Nutzungsverhalten zu erkennen oder zu korrigieren.
Statt einer täglichen Zeitvorgabe kannst Du mit älteren Kindern ein wöchentliches Zeitkontingent vereinbaren. Für Kinder ab 13 Jahren sollte die Medienzeit nicht mehr als 90 bis 120 Minuten täglich betragen (wöchentlich also nicht mehr als 10 bis 14 Stunden).
Adrenalingeladene Spiele vor aufregendem (und teilweise aufwühlendem) Hintergrund sind bei Jugendlichen sehr beliebt. Achte bei Action- und Abenteuerspielen daher genau auf die Altersfreigaben und mögliche Inhaltswarnungen.
Online-Spiele bzw. Online-Rollenspiele können Kinder für eine lange Zeit fesseln, insbesondere wenn das Spiel nicht gespeichert werden kann. Zeitdruck oder auch Gruppenzwang können dazu führen, dass ein großer Teil der Freizeit in solche Spiele investiert wird. Mach Dein Kind auf solche Risiken aufmerksam und behalte die investierten Spielzeiten im Auge.
Videospiele bieten vielen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, dem Alltag für eine Zeit zu entfliehen und abwechslungsreiche Spielwelten zu erkunden. Die Erlebnisse in der virtuellen Welt sollten die Bedeutung der realen Welt dabei aber keinesfalls verdrängen. Findet daher gemeinsam Medienregeln, durch die Dein Kind seinem Alter entsprechend einen gemäßigten und risikoarmen Umgang mit Videospielen erlernen kann. So wird letztlich ein eigenverantwortliches Spielverhalten aufgebaut, das sich auch auf Dauer gut in den Alltag integrieren lässt.
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https://www.schau-hin.info/grundlagen/games-fuer-kinder-so-wird-spielen-kindgerecht
(abgerufen am 23.06.2020)
https://usk.de/fuer-familien/ratgeber/genereller-umgang-mit-spielen/
(abgerufen am 19.06.2020)
https://news.microsoft.com/de-de/generation-gaming-56-prozent-der-deutschen-familien-spielen-gemeinsam-videospiele/
(abgerufen am 15.06.2020)
https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2019/JIM_2019.pdf
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https://www.klicksafe.de/eltern/kinder-von-10-bis-16-jahren/digitale-spiele-tipps-fuer-eltern/
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https://www.schau-hin.info/tipps-regeln/goldene-regeln-fuer-kinder-von-7-10-games-und-onlinespiele
(abgerufen am 23.06.2020)
https://www.klicksafe.de/eltern/kinder-von-10-bis-16-jahren/nutzungszeiten-und-regeln/
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