Ob Hund, Katze, Hamster oder Meerschweinchen – für viele Kinder ist ein Haustier ein lang gehegter Herzenswunsch. Haustiere können für viele Jahre Spielkameraden, Sorgentröster und treue Wegbegleiter eines Kindes sein und daher auch positiven Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes nehmen. Jedoch ist nicht jedes Haustier gleichermaßen für jedes Kindesalter oder jede familiäre Situation geeignet. Um sicherzugehen, dass sowohl Kind als auch Tier im Umgang miteinander sicher sind und sich wohlfühlen, sollte vor der Anschaffung einiges beachtet werden.
Wie erkenne ich, ob mein Kind bereit für ein Haustier ist?
Haustiere für (kleine) Kinder – Allgemeine Altersempfehlungen
Ab wann kann mein Kind Verantwortung für ein Haustier übernehmen?
Welche Haustiere eignen sich für bestimmte Altersklassen?
Hund und Katze als Haustier für Kinder
Kleintiere als Haustiere für Kinder
Vögel, Fische und Exoten als Haustiere für Kinder
Wenn der Besuch im Streichelzoo an keinem Wochenende fehlen darf und Ferien auf dem Bauernhof das absolute Highlight sind, ist der Wunsch nach einem eigenen Haustier sicherlich keine Überraschung. Doch ab wann ist ein Kind bereit für ein Haustier?
Um das richtige Haustier für Deine Familie zu finden, kannst Du Dich zunächst an gängigen Altersempfehlungen orientieren:
3 bis 6 Jahre: In diesem Alter sollten Kinder noch keine Verantwortung für ein Haustier übernehmen. Unter Aufsicht und mit der Unterstützung der Eltern können sie jedoch schon Kontakt zu Haustieren wie Katzen oder Meerschweinchen haben. Kleinkinder sollten dabei stets unter Aufsicht bleiben und auch mit einem bekannten, zahmen Haustier nicht allein gelassen werden.
7 bis 9 Jahre: Schulkinder können allmählich an bestimmte Aufgaben herangeführt werden, indem sie langsam anfangen, ihre Eltern bei der Pflege des Haustieres zu unterstützen. In diesem Alter lernen Kinder langsam die nötigen Grundfertigkeiten, um bestimmte Aufgaben bei der Pflege des Tieres zu übernehmen: Um etwa die täglichen Futterportionen abzuwiegen oder auch um den Schlafrhythmus des Tieres zu verstehen, sollte Dein Kind z. B. bereits Zahlen verstehen und die Uhr lesen können.
Ab 10 Jahren: Ältere Kinder können bereits mehr Aufgaben bei der Versorgung des Tieres übernehmen. Ab etwa 11 oder 12 Jahren können sie beispielweise auch allein mit einem Hund Gassi gehen. Zudem haben sie ab der Pubertät mehr Verständnis für Tiere, die weniger schnell zahm werden oder nachtaktiv sind, und können besser Rücksicht auf die Bedürfnisse des Tieres nehmen.
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Tipp:
Vor der Anschaffung solltest Du sicherstellen, dass kein Familienmitglied unter einer Allergie leidet. Nicht nur Hunde- und Katzenhaare, sondern auch das Einstreu von Kleintieren oder Milben im Gefieder von Vögeln können allergische Reaktionen auslösen.
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Diese Empfehlungen basieren auf grundlegenden Erfahrungswerten zur geistigen und motorischen Entwicklung von Kindern, die für den Umgang mit Tieren ausschlaggebende Hinweise geben. Kleinen Kindern fehlt es häufig an der nötigen Grob- und Feinmotorik, weshalb sie auch im Umgang mit Tieren noch ein wenig ungeschickt sein können. Zusätzlich solltest Du auch auf den individuellen Entwicklungsstand Deines Kindes Rücksicht nehmen. Folgende Fragen können Aufschluss darüber geben, ob Dein Kind bereits Verantwortung für ein Haustier tragen kann:
Räumt Dein Kind sein Zimmer bereits selbstständig auf?
Wäscht sich Dein Kind regelmäßig die Hände, ohne von Dir aufgefordert zu werden?
Hält sich Dein Kind an Regeln und Absprachen, die Ihr gemeinsam verabredet habt?
Versteht Dein Kind den Unterschied zwischen Spiel- und Ruhezeiten?
Achte stets darauf, dass Dein Kind ein Tier nicht unabsichtlich zu grob anfasst oder am Fell des Tieres zieht. Fühlt sich ein Tier bedrängt, kann es auf unerwartete Weise reagieren. Zeige Deinem Kind, wie es das Haustier am besten berührt oder streichelt. Lernt Dein Kind frühzeitig die richtigen Verhaltensweisen, ist der Umgang mit dem Haustier sicherer und auch das Tier fühlt sich wohler.
Bei der Wahl des richtigen Haustieres zählen nicht nur der Pflege- und Zeitaufwand sowie die Kosten, die die Anschaffung für die gesamte Familie bedeuten würde. Bedenke zudem, dass nicht jedes Tier gleichermaßen zahm wird oder sich gern streicheln lässt. Bezieht man diese Faktoren in die Auswahl mit ein, lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:
Durch seine zutrauliche, treue und verspielte Wesensart gilt der Hund als idealer Begleiter des Menschen. Die Erziehung eines Familienhundes liegt in jedem Falle in der Hand der Eltern. Unter Aufsicht können jedoch bereits kleine Kinder einen Hund streicheln und mit ihm spielen. Als Elternteil solltest Du darauf achten, dass beide Spielkameraden ihre Grenzen nicht übertreten und nicht übermütig toben. Ein Hund nimmt relativ viel Zeit in Anspruch: Als Familie solltet Ihr also bereit sein, je nach Rasse mehrere Stunden täglich für Auslauf und Spiel einzuplanen. Kinder können eine solche Aufgabe noch nicht eigenständig erfüllen. Ab der Pubertät können sie aber langsam mehr Verantwortung für einen Hund tragen, so zum Beispiel auch einen der täglichen Spaziergänge übernehmen.
Katzen sind ebenso zutraulich und verschmust, jedoch viel eigenständiger. Die feinfühligen und stolzen Samtpfoten entscheiden selbst, ob sie gestreichelt werden wollen und lassen sich nur ungern zum Kuscheln drängen. Daher sollte Kindern ein feinfühliger und umsichtiger Umgang mit Katzen beigebracht werden: Sie sollten verstehen, dass die Tiere in ihrer Ruhe nicht gestört werden wollen und sich eventuell auch gegen ungewollte Liebkosungen wehren. Mithilfe ihrer Eltern können aber bereits Kinder im Vorschulalter Katzen streicheln und mit ihnen spielen. Dabei eignen sich vor allem Spielzeuge wie Katzenangeln oder Spielstäbe mit Federn, da die Katze so auch sicher aus einer bestimmten Distanz beschäftigt werden kann. Wie verspielt und zutraulich eine Katze ist, hängt allerdings vom individuellen Charakter ab.
Altersempfehlung: ab 10 bis 11 Jahren
Zeitaufwand: ca. 2 h pro Tag
Eignung für Kleinkinder: Kind und Hund nie allein lassen, Streicheln und Spielen nur im Beisein eines Erwachsenen.
Eignung als Familienhaustier (abhängig von Rasse u. Charakter): Freundliches Wesen, treu, verspielt und anhänglich. Zum Schmusen aufgelegt, solang er nicht bedrängt wird.
Einzelhaltung: Ja, bei ausreichend Auslauf und Zuwendung durch den Menschen möglich.
Lebenserwartung: 8 bis 16 Jahre
Altersempfehlung: ab ca. 6 Jahren
Zeitaufwand: ca. 1 h pro Tag
Eignung für Kleinkinder: Umgang mit der Katze nur gemeinsam mit den Eltern, Verhaltensregeln beim Streicheln und Spielen aufzeigen.
Eignung als Familienhaustier (abhängig von Rasse u. Charakter): Sanftes, verspieltes Wesen, eher selbstständig. Lässt sich gern streicheln, setzt dabei aber auch eigene Grenzen.
Einzelhaltung: Ja, bei Freigängern. Wohnungskatzen sollten mindestens zu zweit gehalten werden.
Lebenserwartung: 12 bis 20 Jahre
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Achtung:
Tiergehege, Futternäpfe oder Schlafplätze solltest Du an ruhigen Winkeln in der Wohnung oder im Haus aufstellen. So bekommen die Haustiere ihre nötige Ruhe und finden einen Rückzugsort, an dem sie auch nicht gestört werden sollten.
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Obwohl sie niedlich und flauschig sind und häufig weniger Platz einnehmen als ein Hund oder eine Katze, ist die Pflege und artgerechte Haltung von Kleintieren dennoch nicht immer einfach. Als Fluchttiere sind Kaninchen und Meerschweinchen oft schreckhaft, können aber bei behutsamem Umgang zutraulicher werden. Ein handzahmes Kaninchen lässt sich durchaus streicheln, wird aber dennoch nicht gern hochgenommen und herumgetragen. Dadurch kann das mühsam aufgebaute Vertrauen verloren gehen.
Besonders bei Kleinkindern ist die Gefahr groß, dass sich das Tier gegen eine unsanfte Behandlung wehrt oder herunterfällt. Auch die scheuen Meerschweinchen mögen es nicht, gestreichelt zu werden. Werden sie auf den Schoß genommen und gestreichelt, verfallen sie in eine Schockstarre, die nicht mit Zahmheit verwechselt werden sollte.
Du solltest mit Deinem Kind darauf hinarbeiten, das Vertrauen der Tiere zu gewinnen. Viele Kleintiere werden futterzahm, lassen sich also aus der Hand füttern. So gewährleistest Du eine artgerechte und stressfreie Haltung, an der auch Dein Kind Freude hat. Ältere Kinder und Teenager bringen bereits mehr Geduld und Verständnis für die Bedürfnisse der Kleintiere auf und haben daher auch mehr Freude an nachtaktiven Tieren wie Hamstern, die sich gut beobachten lassen. Um unnötigen Stress für die kleinen Tiere zu vermeiden, ist es essentiell, dass Kinder frühzeitig den artgerechten Umgang mit ihren Haustieren erlernen.
Altersempfehlung: ab ca. 8 Jahren
Besonderheiten: großer Bewegungsdrang; zusätzlichen Freilauf ermöglichen
Aktivitäten: beobachten, füttern
Einzelhaltung: nein (sehr gesellig)
Lebenserwartung: 5 bis 8 Jahre
Altersempfehlung: ab ca. 10 Jahren
Besonderheiten: großer Bewegungsdrang; zusätzlichen Freilauf ermöglichen
Aktivitäten: beobachten, füttern, streicheln
Einzelhaltung: nein (sehr gesellig)
Lebenserwartung: 8 bis 10 Jahre
Altersempfehlung: ab ca. 14 Jahren
Besonderheiten: nachtaktiv; benötigt genügend Platz zum Verstecken, Graben und Bauen
Aktivitäten: beobachten, füttern
Einzelhaltung: ja
Lebenserwartung: 2 bis 4 Jahre
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Tipp:
Selbst beim vorsichtigen Umgang mit dem Haustier ist der ein oder andere Kratzer oft unvermeidbar. Säubere auch kleine und oberflächliche Verletzungen gründlich und trage ggf. auch ein Desinfektionsmittel auf, das nicht brennt.
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Beliebte Vogelarten wie Wellensittiche und Kanarienvögel benötigen viel Platz und die Möglichkeit, frei im Raum fliegen zu können. Zwar sind die meisten Ziervögel aufgeweckt und „redselig“, mögen allerdings keinen körperlichen Kontakt. Auch Fische eignen sich ausschließlich zur Beobachtung: Zwar kann ein Aquarium eine durchaus beruhigende Wirkung haben, ist aber ansonsten vor allem für jüngere Kinder schnell uninteressant. Exotische Haustiere sind für Kinder faszinierend, aber aufgrund ihrer anspruchsvollen Haltungsbedingungen und der damit verbundenen Risiken für Familien nicht unbedingt empfehlenswert.
Wenn ein neues Haustier in die Familie aufgenommen wird, ist das für Kinder und Eltern ein aufregender und glücklicher Tag. Durch ein Haustier lernen Kinder schrittweise Verantwortung zu tragen und Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer zu nehmen.
Hier findest Du einige Tipps, wie Du Kinder langsam an die Verantwortung für ein Tier heranführen kannst:
Informiert Euch gemeinsam: Der Pflege- und Zeitaufwand für unterschiedliche Tierarten kann stark schwanken. Erkundige Dich über die jeweiligen Haltungsbedingungen und besprecht als Familie auch, welche regelmäßigen Aufgaben auf Euch zukommen könnten. Ein Haustier in die Familie aufzunehmen, ist keine Entscheidung, die leichtfertig getroffen werden sollte. Diskutiert auch die langfristigen Verantwortungen. Schließlich wird Euch das Haustier eine lange Zeit begleiten und vertraut auf Eure Pflege.
Beginnt mit kleinen Aufgaben: Bestimmte Aspekte der Pflege können besonders für kleine Kinder noch zu schwer sein, etwa die komplette Säuberung eines Geheges. Kleinere Aufgaben bei der Versorgung des Tieres, etwa den Futternapf aufzufüllen oder behutsam das Fell zu bürsten, kann bereits ein Kind im Vorschulalter übernehmen.
Unterstütze Dein Kind: Anfangs benötigen Kinder noch viel Anleitung und Hilfe, mit zunehmendem Alter werden sie sich ihrer Pflichten dann jedoch bewusster. Ab etwa 10 bis 12 Jahren können Kinder dann auch selbstständiger handeln.
Lebe die richtigen Verhaltensweisen vor: Es ist ratsam, auch älteren Kindern den richtigen Umgang mit dem Haustier zu zeigen: Erkläre, wie man ein Tier anfasst und streichelt, ob man es hochnehmen darf und wann es nicht gestört werden sollte. Auch Hinweise zur korrekten Hygiene gehören dazu.
Als Elternteil trägst Du letztlich die Verantwortung für das Wohlergehen des Tieres, allerdings kann (und sollte) Dich Dein Kind bei der Versorgung unterstützen. Dabei schult es seine Geduld, sein Pflichtbewusstsein und seine Zuverlässigkeit.
Ein Haustier steigert das Feingefühl und das Verantwortungsbewusstsein von Kindern. Zudem werden auch das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gestärkt, wenn Kinder sich um ihr Haustier kümmern dürfen sowie das Vertrauen und die Zuneigung des Tieres gewinnen. Nicht jede Tierart eignet sich jedoch gleichermaßen gut als „erstes“ Haustier für Kinder: Als Elternteil solltest Du eine artgerechte Haltung garantieren können und Dein Kind langsam an die Verantwortung heranführen. So erfüllst Du nicht nur einen Herzenswunsch Deines Kindes, sondern sorgst auch dafür, dass sich Kind und Tier gleichermaßen wohlfühlen.
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(abgerufen am 04.03.2020)
https://www.its.de/download/Ebook_Kinder-und-Tiere.pdf
(abgerufen am 04.03.2020)
https://www.hundeportal24.eu/haltung/vor-der-anschaffung/hund-fuer-kinder-ab-alter/
(abgerufen am 05.03.2020)
https://geliebte-katze.de/information/katzenhaltung/kind-katze/katzen-und-kinder
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https://tierschutzliga.de/ratgeber/haustiere-kinder/
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https://www.kindersicherheit.de/fileadmin/user_upload/Service/Bestellservice/Broschueren/Kinder-und-Tiere_webversion.pdf
(abgerufen am 05.03.2020)
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