Anerkennung eines Auslandsjahres in der Schweiz
Während eines Auslandsjahres lernen Schüler nicht nur ein neues Land kennen, sondern nehmen auch am dortigen Schulunterricht teil und legen Prüfungen ab. Das vermittelte Wissen kann in einigen Fällen dem Lehrplan 21 entsprechen und nach der Rückkehr angerechnet werden. Je nach Kanton und Schule können Schüler unter Umständen eine Klasse überspringen und ihren Abschluss in der Regelschulzeit erlangen. In diesem Ratgeber geben wir einen Überblick, welche Regelungen bei der Anerkennung eines Auslandsjahres zu beachten sind. Dazu gehen wir auf den idealen Zeitpunkt des Auslandsjahrs ein und erklären, welche Voraussetzungen Schüler vor dem Auslandsjahr erfüllen müssen. Zudem informieren wir zur Klasseneinstufung nach der Rückkehr aus dem Ausland.
Der beste Zeitpunkt für ein Auslandsjahr
In der Regel ist gegen Ende der Sekundarstufe ein guter Zeitpunkt für die Planung eines Auslandsjahres. Zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel in der Sekundarstufe II, ist es meist schwieriger, die im Auslandsjahr erbrachten Leistungen angerechnet zu bekommen. Grundsätzlich gibt es in der Schweiz jedoch keine allgemein geltenden Regeln zur Anerkennung von Leistungen nach einem Auslandsjahr. Jeder Kanton und jede Schule entscheiden eigenständig, ob und wie sie mit der Anerkennung von Leistungen umgehen.
Eine gute Vorbereitung ist die Voraussetzung für ein gelungenes Auslandsjahr. Mehr Informationen zur idealen Organisation eines Auslandsjahrs geben wir daher in unserem Artikel „Vorbereitung aufs Auslandsjahr: Ablauf & Packliste“.
Bedingungen vor dem Auslandsjahr
Wenn Schüler während der Schulzeit Auslandserfahrungen sammeln wollen, ist es ratsam, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen. Dazu gehört auch, sich mit den Bedingungen für das Auslandsjahr zu beschäftigen, die von der Schule gestellt werden. Die folgenden Tipps können dabei helfen:
Interesse zeigen und Voraussetzungen abklären
Der erste Schritt ist stets ein Gespräch mit der Schulleitung. So können die Voraussetzungen für den Auslandsaufenthalt und die Möglichkeiten einer Anrechnung der Leistungen bereits frühzeitig abgesprochen werden. Sollte die Schule eine Anrechnung kategorisch ablehnen, müssen Schüler und Eltern das geplante Auslandsjahr erneut überdenken. Bleibt der Wunsch bestehen, verlängert sich dadurch die Regelschulzeit.
Zeitnahe bewerben
Es ist wichtig zu klären, ob es noch weitere Kandidaten für ein Auslandsjahr in der Schulstufe gibt. Einige Schulen haben nämlich intern festgelegt, wie viele Schüler maximal pro Schulstufe an einem Schüleraustausch teilnehmen dürfen. Schnell sein lohnt sich also.
Der richtige Notendurchschnitt
Um in die engere Auswahl für das Auslandsjahr zu kommen, spielen meist die vorherigen Zeugnisse eine grosse Rolle. Die Noten geben der Schulleitung wichtige Hinweise, ob Schüler im Ausland souverän zurechtkommen und sich auch nach der Rückkehr wieder gut in den Schulstoff hineinfinden werden. Oft wird ein Notendurchschnitt von mindestens 4 vorausgesetzt. Wichtig zu bedenken ist auch, dass die Schulleitung verpflichtende Unterrichtsfächer für den Auslandsaufenthalt festlegen kann. Es kann also sein, dass nach der Rückkehr aus dem Ausland ein Nachweis zur Belegung der Fächer gefordert wird.
Neben einer guten schulischen Leistung sind auch Sprachkenntnisse in der Landessprache des Ziellandes hilfreich. So wird gewährleistet, dass die Schüler nach ihrer Ankunft schneller in der neuen Umgebung zurechtkommen.
Die persönlichen Eigenschaften
Eine weitere wichtige Voraussetzung für ein Auslandsjahr ist die Persönlichkeit. Schüler, die sich für Sprachen interessieren, offen auf neue Kulturen zugehen und kontaktfreudig sind, überzeugen die Schulleitung sicher schnell davon, dass sie die richtigen Kandidaten für das Auslandsjahr sind.
Ist die Schule schliesslich mit einem Auslandsjahr einverstanden, kann die Planungsphase starten. Informationen darüber, wie man eine geeignete Organisation findet, haben wir in unserem Artikel „Auslandsorganisationen und Bewerbung“ zusammengestellt. Nach einer erfolgreichen Bewerbung sollten Schüler umgehend die Schulleitung über die Zusage der Organisation informieren. So kann sie sich um die Abmeldung für den Zeitraum des Auslandsjahres kümmern.
Wenn ein einjähriger Auslandsaufenthalt schwierig zu realisieren ist, können Schüler auch für einen kürzeren Zeitraum ins Ausland gehen. Ob für ein paar Wochen oder für mehrere Monate: Jede Auslandsreise sorgt dafür, dass Schüler wichtige Erfahrungen sammeln und ihre Kompetenzen erweitern können.
Klasseneinstufung nach dem Auslandsjahr
Nach der Rückkehr vom Auslandsjahr heisst es für Schüler „back to school“. Nun muss zeitnahe eine Meldung bei der Schulleitung erfolgen, um die nächsten Schritte zu besprechen. Wie bereits erwähnt, hat jeder Kanton und jede Schule eigene Regeln, ob Schüler nach dem Auslandsjahr eine Klasse überspringen können oder nicht.
In manchen Schulen werden Austauschschüler nach der Rückkehr automatisch eine Klassenstufe zurückgestuft, wenn die erbrachten Leistungen zu stark vom Lehrplan abweichen. Andere Schulen stellen mithilfe von Prüfungen fest, ob der aktuelle Wissensstand mit dem Leistungsniveau der verpassten Klassenstufe übereinstimmt. Bei einem guten Ergebnis können Schüler den Abschluss in der Regelstudienzeit erlangen.
Schüler, die durch ein Auslandsjahr nicht auf die Anerkennung der Leistungen verzichten möchten, können auch einen Schüleraustausch innerhalb der Schweiz in Erwägung ziehen. Denn hier stehen die Chancen gut, dass die Lehrinhalte sich ähneln und von der eigenen Schule anerkannt werden.
Fazit: Anerkennung von Leistungen nach dem Auslandsjahr
Möchten Schüler die im Ausland erbrachten Leistungen anrechnen lassen, sind frühzeitige Gespräche mit der Schulleitung ratsam. Je nach Kanton und Schule stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Ist die Schule grundsätzlich bereit dazu und werden alle Vorgaben eingehalten, können die Leistungen nach dem Auslandsjahr angerechnet werden. Andere Schulen stufen Austauschschüler nach der Rückkehr wiederum automatisch eine Klassenstufe zurück. Alternativ können Schüler auch an kürzeren Austauschprogrammen teilnehmen, die dem Schweizer Lehrplan ähnlicher sind und die Chance auf eine Leistungsanerkennung erhöhen.
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Quellen und weiterführende Informationen
https://www.berufsberatung.ch/dyn/show/9076
(aufgerufen am 05.12.2022)
https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/gymnasien-auslandjahr-hilft-erwachsen-werden-ld.100800
(aufgerufen am 05.12.2022)
https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/leben-im-ausland/auslandaufenthalt/temporaerer-auslandaufenthalt.html
(aufgerufen am 05.12.2022)
https://www.kwi.ch/fileadmin/Content/01-portrait/Richtlinien_fuer_Schueleraustauschprogramme.pdf
(aufgerufen am 05.12.2022)
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