
Inklusion im Fußball
Angebote für mehr Teilhabe & Infos zu Blindenfußball und Rollstuhlfußball
Fußball ist ein Sport, der Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Fähigkeiten vereint – auch mit einer Behinderung ist das Fußballspielen möglich und zeigt dadurch, wie der Sport Gemeinschaft und Vielfalt fördern kann. Dieser Artikel sammelt wichtige Informationen darüber, wie Menschen mit Beeinträchtigungen aktiv in den Fußballsport eingebunden werden können. Neben der Bedeutung von Inklusion stellen wir spezielle Varianten wie Blindenfußball und Rollstuhlfußball vor. Außerdem geben wir praktische Einblicke in bestehende Projekte und Angebote, die zeigen, wie inklusiver Fußball erfolgreich umgesetzt wird.
Inklusion im Fußball
Inklusion im Fußball steht für ein Konzept des gemeinschaftlichen Miteinanders, bei dem jeder willkommen ist und Teil des Teams sein kann. In den letzten Jahren ist das Anliegen „Inklusion im Fußball“ wichtiger geworden, nicht zuletzt durch die UN-Konventionen für die Rechte von Menschen mit Behinderung.
Auch der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) setzt sich für Inklusion im Fußball ein. Die Förderung des Inklusionsfußballs wird zum Beispiel durch Wettkämpfe und Veranstaltungen für Menschen mit Behinderungen oder durch mehr barrierefreie Stadien gestärkt. Zudem gibt es mittlerweile viele Verbände und Vereine mit Meisterschaften oder Turnieren für Spieler ohne und mit Beeinträchtigung. Doch welche Chancen kann inklusiver Fußball im Vereinsleben genau eröffnen?
Warum ist Inklusion im Fußball so wichtig?
Inklusion im Fußball geht weit über ein rein sportliches Angebot hinaus: So bietet Fußball als Mannschaftssport eine ideale Umgebung, um Barrieren abzubauen und Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenzubringen. Der Sport ist dadurch nicht nur eine abwechslungsreiche Freizeitaktivität, sondern ein idealer Ausgangspunkt zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Für Menschen mit Beeinträchtigung bietet der Fußball die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen, dabei soziale Kontakte zu knüpfen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.
Durch gemeinsame sportliche Aktivitäten können Vorurteile abgebaut, Berührungsängste überwunden und ein gegenseitiges Verständnis zwischen Menschen mit und ohne Behinderung erreicht werden. Gleichzeitig profitieren auch Menschen ohne Behinderung davon, in einem inklusiven Verein zu spielen: Sie entwickeln ein besseres Verständnis für die Lebensrealität anderer Menschen, lernen Rücksichtnahme und erleben hautnah, dass Vielfalt eine Bereicherung darstellt.
Neben speziellen Turnieren und Angeboten für Menschen mit Behinderung gibt es zunehmend auch Projekte, die inklusiven Fußball in den regulären Vereinsalltag integrieren wollen. So werden vermehrt Teams gebildet, in denen Spieler mit und ohne Behinderung gemeinsam trainieren und spielen. Diese Form der Inklusion fördert nicht nur die sportliche Entwicklung aller beteiligten Spieler, sondern stärkt auch die Toleranz und Akzeptanz.

Inklusion im Verein stärken: Tipps
Wie lässt sich Inklusion langfristig im Vereinsleben verankern? Eine erfolgreiche Inklusionsarbeit im Sport beginnt mit dem Willen, etwas zu verändern und dem Ansatz, Menschen mit Behinderung auf Augenhöhe zu begegnen: Wer Inklusion im Fußball umsetzen möchte, muss sie als Bereicherung und nicht nur als Herausforderung sehen. Viele Vereine befürchten, dass sie nicht die nötigen Ressourcen haben oder dass es zu kompliziert ist, Menschen mit Beeinträchtigung in den Spielbetrieb zu integrieren. Doch oft sind es schon kleine Schritte, die große Wirkung zeigen.
Der Österreichische Fußball-Bund ermutigt Clubs und Vereine dazu, ihr Fußballangebot zu erweitern, mehr Menschen anzusprechen und so die Gemeinschaft zu stärken. Die Voraussetzung dafür ist Offenheit für Neues und eine Wertschätzung für verschiedene Menschen. Der Index für Inklusion im und durch Sport, herausgegeben vom Deutschen Behindertensportverband und dem National Paralympic Committee Germany, bietet Vereinen praxisnahe Tipps zur Förderung von Inklusion. Er umfasst fünf zentrale Schritte:
Austausch suchen: Gespräche mit Unterstützern inklusiver Sportangebote, anderen Vereinen und Menschen mit Behinderung führen.
Ist-Zustand analysieren: Den aktuellen Stand im Verein bewerten und überlegen, welche Verbesserungen möglich sind.
Maßnahmen planen: Konkrete theoretische Konzepte zur Inklusion entwickeln.
Umsetzung in die Praxis: Geplante Maßnahmen aktiv im Vereinsalltag etablieren.
Reflexion & Optimierung: Den Prozess evaluieren und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.
Ein inklusiver Verein zeichnet sich demnach nicht nur durch spezielle Mannschaften oder Angebote aus, sondern durch eine offene Grundhaltung. Wenn Menschen mit Behinderung selbstverständlich Teil des Vereinslebens sind – sei es als Spieler, Trainer oder Zuschauer – entsteht eine inklusive Kultur. Dabei hilft es, aktiv auf Interessierte zuzugehen (z. B. die Angebote in Werkstätten oder Förderschulen vorzustellen oder Flyer auszuhängen) und sich mit anderen Vereinen auszutauschen, die inklusive Angebote bereits erfolgreich umsetzen.
Der oben genannte Leitfaden hilft Vereinen, Inklusion nachhaltig zu verankern und Sport für alle zugänglich zu machen. Mehr Informationen zum Index findest du unter https://www.dbs-npc.de/sport-index-fuer-inklusion.html
Praktische Maßnahmen für mehr Inklusion im Vereinsfußball können sein:
Trainerqualifikation: Eigene Trainer gezielt im Bereich Inklusionsfußball aus-, fort- und weiterbilden.
Inklusionsmannschaften gründen: Teams aufbauen, in denen Spieler mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam spielen.
Spezifische Angebote schaffen: Fußballvarianten wie E-Rolli-Fußball, Blindenfußball oder Amputierten-Fußball im Verein etablieren.
Kooperationen fördern: Zusammenarbeit mit Werkstätten, Förderschulen oder anderen Organisationen, um Menschen mit Behinderung aktiv in den Vereinsfußball einzubinden.
Flexibilität im Training: Übungen und Trainingsmethoden sollten an die individuellen Fähigkeiten der Teilnehmer angepasst werden.
Barrierefreie Infrastruktur ausbauen: Neben Sportplätzen sollten auch Vereinsheime, Umkleiden und sanitäre Anlagen barrierefrei gestaltet werden.
Niedrigschwellige Angebote schaffen: Ein offenes, regelmäßiges Fußballtraining für alle kann Menschen mit Behinderung den Einstieg erleichtern, bevor sie sich einem festen Team anschließen.
Bewusstsein im Verein stärken: Schulungen und Workshops für Vereinsmitglieder, Eltern und Spieler können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und ein inklusives Miteinander zu fördern.
Natürlich gibt es neben dem Willen, Inklusion im eigenen Fußballverein zu ermöglichen, auch einige praktische Aspekte, die bedacht werden müssen. Schließlich gibt es in vielen Vereinen auch strukturelle und organisatorische Hürden, die Stück für Stück beseitigt werden müssen: So sind viele Sportstätten in Deutschland (noch) nicht ausreichend barrierefrei gestaltet und auch die Vereinskommunikation oft nicht inklusiv genug. Bevor eine Initiative gestartet werden kann, muss natürlich sichergestellt werden, dass es eine geeignete Trainingsumgebung gibt und das inklusive Fußballangebot somit auch aus organisatorischer Sicht möglich ist. Inklusive Vereine haben dabei die Möglichkeit, Kooperationspartner zu suchen oder finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme zu erhalten.
Erfahrungen aus inklusiven Fußballprojekten zeigen, dass eine langfristige Umsetzung am besten gelingt, wenn sie von Beginn an auf eine breite Basis gestellt wird. Das bedeutet: Vereinsmitglieder, Eltern, Spieler und Trainer sollten frühzeitig in den Prozess eingebunden werden und Kontakte zu möglichen Förderern hergestellt werden. Eine offene Kommunikationskultur und regelmäßige Feedbackgespräche können dabei helfen, Unsicherheiten abzubauen und realistische Lösungsansätze zu entwickeln.
Neben gemischten Mannschaften, in denen Spieler mit unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam spielen, gibt es natürlich auch spezielle Angebote für Menschen mit einer motorischen Einschränkung oder Seh- oder Hörbeeinträchtigung. Einige dieser vielseitigen Fußballvarianten wollen wir nachfolgend im Detail vorstellen:
Blindenfußball
Blindenfußball bietet sehbehinderten und blinden Menschen die Möglichkeit, aktiv Fußball zu spielen. Die Spieler kommunizieren durch Zurufe und orientieren sich an einem speziell ausgestatteten Ball, der durch ein Rasselgeräusch akustische Signale gibt. Im Training lernen sie eine bestimmte Lauftechnik, die ihnen dabei hilft, den Ball eng am Fuß zu führen.
Die wichtigsten Infos zum Blindenfußball:
Voraussetzungen: Spieler beim Blindenfußball müssen über einen sehr guten Gehör- und Orientierungssinn verfügen.
Spieler: Ein Team besteht aus vier sehbehinderten oder blinden Feldspielern und einem sehenden Torwart.
Spielfeld: Ähnlich wie beim Futsal ist das Spielfeld beim Blindenfußball 20 Meter breit und 40 Meter lang.
Spielzeit: Es gibt insgesamt zwei Spielzeiten mit einer Dauer von jeweils 20 Minuten.
Fußball: Ein speziell entwickelter Klingelball gibt durch ein Rasselgeräusch akustische Signale, wenn er rollt, und hilft den Spielern bei der Orientierung.
Ausrüstung: Neben der üblichen Fußballausrüstung, wie Trikots, kurze Hosen und Fußballschuhen, tragen die Spieler bei offiziellen Spielen Okklusionspflaster und zertifizierte Dunkelbrillen. Diese sorgen dafür, dass auch Spieler mit geringem Sehrest keinen Vorteil haben.
Voy-Regel: Möchte ein Spieler den Ball erobern, muss er „Voy“ rufen (übersetzt „Ich gehe“). Bleibt der Ruf aus, wird das als Foul gewertet.
Um den blinden Spielern die Orientierung auf dem Spielfeld zu erleichtern, stehen pro Mannschaft drei Guides zur Verfügung, die ihnen Anweisungen und Informationen geben. Dabei wird das Spielfeld in drei Bereiche unterteilt, in denen jeweils ein Guide aktiv unterstützen kann: Der Torwart gibt Anweisungen im Verteidigungsdrittel, der Trainer übernimmt das Mittelfeld, und im Angriffsdrittel hilft ein Guide, der hinter dem gegnerischen Tor positioniert ist.
E-Rolli-Fußball
Auch Rollstuhlfahrer haben im sogenannten E-Rolli-Fußball (auch „Powerchair Football“ oder „Power Soccer“ genannt) die Möglichkeit, Fußball zu spielen. Diese Variante des Rollstuhlsports ist die bekannteste. Bei dem wettbewerbsfähigen Teamsport sitzen die Spieler in einem Elektrorollstuhl und versuchen mit Drehschüssen Tore zu erzielen.
E-Rolli-Fußball wurde erstmals in den 1970er Jahren in Frankreich gespielt und hat sich von dort aus verbreitet. In Österreich gibt es ein paar wenige Vereine, die den E-Rolli-Fußball in ihre Organisation aufgenommen haben. Seit 2017 gibt es die Österreichische Liga, in der sich die E-Rolli-Fußballteams miteinander messen können.
Die wichtigsten Infos zum E-Rolli-Fußball:
Rollstühle: Jeder Rollstuhl muss mit 4 oder mehr Rädern ausgestattet sein und dieselbe Geschwindigkeit besitzen (max. 10 km/h), damit ein faires Spiel möglich ist. Zur Ausrüstung am Rollstuhl gehört auch ein Beckengurt. Zudem muss er vorne und hinten mit einem Gitter ausgestattet sein, damit der Ball bewegt werden kann und nicht unter den Rollstuhl gelangt.
Spielfeld: Gespielt wird in der Regel in einer Turnhalle (auf der Größe eines Basketballfelds). Der Boden muss hart, glatt und eben sein für eine gute Wendigkeit der Rollstühle.
Spieler: Ein Team besteht aus drei Feldspielern und einem Torwart pro Team.
Spielzeit: Ein Spiel besteht aus je zwei Hälften von je 20 Minuten.
Fußball: Der Spielball hat einen Durchmesser von 33 Zentimetern und ist damit größer als ein normaler Fußball.
Ausrüstung: Vorgeschrieben sind:
Hemd/Trikot
Shorts/Trainingshosen
Elektrorollstuhl
Beckengurt
Fußschutz aus bruchsicherem Material
Klare und sichtbare Nummer auf der Rückseite des Rollstuhls
Mehr Infos zu den ausführlichen Vorschriften findest du im Nationalen Powerchair Football Regelwerk.

Weitere Angebote im Inklusionsfußball
Neben Blinden- und Rollstuhlfußball gibt es noch einige weitere Fußballangebote für Menschen mit Behinderungen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Spieler eingehen. Dazu zählen zum Beispiel:
Futsal für Gehörlose
Für Gehörlose ist die Fußballvariante Futsal eine ideale Möglichkeit, ihrer Fußballleidenschaft nachzugehen. Daher bieten einige österreichische Gehörlosen-Sportvereine diese Sportart an. Auf einem kleinen Spielfeld treten zwei Team in der Halle gegeneinander an. Die ausführlichen Futsal-Regeln findest du in unserem Artikel.
Sitzfußball
Diese Variante bietet beinamputierten Spielern die Möglichkeit, aktiv Fußball zu spielen. Sowohl Feldspieler als auch Torwart bewegen sich ausschließlich im Sitzen oder Knien über das Spielfeld. Durch die besondere Spielweise sind Technik, Präzision und schnelle Reaktionen entscheidend.
Mentalbehinderten-Fußball
Dieses Fußball-Angebot für Menschen mit mentalen Beeinträchtigungen gibt es in unterschiedlichen Variationen, zum Beispiel Hallenfußball, Großfeld- oder Kleinfeldfußball. Besonders bewährt hat sich bei Mentalbeeinträchtigten die Variante des Kleinfeldfußballs, bei der pro Mannschaft sechs Personen spielen.
Fazit: So wird Inklusion im Fußball erfolgreich gestärkt
Die Integration von Menschen mit Behinderung im Fußball ist essenziell, um allen den Zugang zum beliebten Ballsport zu ermöglichen. Neben inklusiven Ligen gibt es spezielle Angebote wie Gehörlosenfußball, Blindenfußball oder Rollstuhlfußball, die auf die individuellen Bedürfnisse der Spieler abgestimmt sind. Fußballvereine und Clubs können durch kleine und große Maßnahmen einen Unterschied machen und so mehr Menschen mit Beeinträchtigung in die Fußballfamilie aufnehmen.
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Quellen und weiterführende Informationen
https://www.obsv.at/verband/mission/
(aufgerufen am 14.02.2025)
https://www.sportaustria.at/de/service-center/soziale-nachhaltigkeit/inklusion/barrierefreiheit
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https://www.obsv.at/sport/sportarten/fussball/
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https://www.blindensport.at/site/futsal
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https://www.dbsv.org/blindenfussball-so-funktioniert-es.html
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https://www.erollifussball.at/liga/
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https://www.erollifussball.at/team/
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https://www.erollifussball.at/wp-content/uploads/2015/04/fifpa_regeln.pdf
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https://oegsv.at/category/futsal/
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https://www.kbsv.at/sport/sportarten/sitzfussball/
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https://www.mentalbehindertensport.at/sportarten/fussball/
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https://www.obsv.at/sport/behinderungsgruppen/
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https://oepc.at/sport/inklusion/
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https://www.oefb.at/oefb/News/Grossartige-Gewinner-innen-beim-7-OeFB-Social-Football-Award-
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https://www.dbs-npc.de/sport-index-fuer-inklusion.html
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